Gemeinsam gelacht, gefeiert und geweint

Das „Alt Eicken“, Borussias ehemalige Vereinsgaststätte, hat seine Pforten geschlossen. Das FohlenEcho war noch einmal zu einem Abschiedsbesuch in der Eickener Straße.

An der Ecke Eickener Straße/Schwogenstraße in Mönchengladbachs Stadtteil Eicken trifft man gleich in doppelter Hinsicht auf Borussia-Historie. Hier steht die in Bronze gegossene Ehrerbietung an die VfL-Größen Günter Netzer, Berti Vogts und Herbert Wimmer. Und hier findet sich die Gaststätte „Alt Eicken“, die über Jahrzehnte beliebter Anlaufpunkt von VfL-Fans vor und nach den Spielen im Bökelbergstadion war und die 1981 vonseiten Borussias zum offiziellen Vereinslokal ernannt wurde. Doch diese Episode ist inzwischen vorbei, die Eickener Kultkneipe seit Ende Mai endgültig geschlossen. Das Gebäude wird abgerissen.

„Die Barhocker waren als erstes weg“, erzählt Wirt Rolf Zingsem, als er den Besuch der FohlenEcho-Redaktion in den Räumlichkeiten der Gaststätte empfängt, die er 22 Jahre gemeinsam mit seiner Frau Marita geführt hat. Der Gang durch die schwere Holztür wirkt wie der Zugang zu einer Zeitreise in eine Kneipe, für die das Wort „urig“ erfunden zu sein scheint. Rustikaler Charme garniert mit buntem Fensterglas, das der Szenerie fast schon sakrale Züge verleiht. Hier drinnen wird fortgeführt, was sich vor der Tür durch das Denkmal angedeutet hat. Borussia ist allgegenwärtig. Wo man auch hinblickt, überall finden sich Hinweise auf den VfL.  

Der große Versammlungssaal im hinteren Teil der Gaststätte wirkt heute wie ein Flohmarkt. Auf den Tischen stehen jede Menge Biergläser (natürlich mit Borussia-Logo), auf der Bühne steht ein grüner Cocktailsessel mit Rauten-Emblem, von einem großen Schild grüßt „Bumsi“, das alte Vereinsmaskottchen. Dann geht der Griff von Rolf Zingsem zu einem gerahmten Schriftstück. „Ehren-Urkunde“ steht darauf. Borussias Vorstand um Manager Helmut Grashoff hat das „Alt Eicken“ am 16. April 1981 offiziell zum Vereinslokal des VfL ernannt, „in dankbarer Würdigung der besonderen Verdienste um die Förderung unseres Vereins“, wie es auf der Urkunde heißt.

„Das ‚Alt Eicken‘ ist ein Stück Borussia-Geschichte“, erklärt Elmar Kreuels, Borussias Leiter Traditionspflege, der selbst in den Achtzigerjahren für Borussias Amateure gespielt hat und mit dem Abschiedsbesuch in der Eckkneipe auch in seine persönliche Vergangenheit eintaucht. „Hier haben früher Weihnachtsfeiern und die Jahreshauptversammlungen stattgefunden. Hier haben sich vor allem die Amateurmannschaften immer vor und nach ihren Spielen getroffen.“ Ob Geburtstagsfeiern oder Stammtische, ob Fußballer, Handballer oder Tischtennisspieler – im „Alt Eicken“ gingen Borussen ein und aus. Oder besser gesagt: „Bei Dabeck“.

„Früher hat man das ‚Alt Eicken‘ immer ‚Dabeck‘ genannt, nach dem Wirt, Willi Dabeck“, erklärt Kreuels. „Für alle, die hier regelmäßig eingekehrt sind, ist es sehr schade, dass wieder ein Ort mit großer Verbundenheit zu Borussia verschwindet.“ So schreibt auch das FohlenEcho in der Saison 1992/93: „Dabeck und Borussia, zwei Namen, die schon seit Jahrzehnten untrennbar miteinander verbunden sind. Schon zu Weisweilers Zeiten trafen sich hier Betreuer und Spieler des Vereins, um Erfolge zu feiern oder nach Pleiten einen Strauß auszufechten.“

„Eine spannende Zeit“

Die letzten 22 Jahre wurde das Alt Eicken von Rolf Zingsem geführt. Ein „Eickener Junge“, wie er sich selbst nennt und dem es dementsprechend schwergefallen ist, seine Gaststätte nach der Schließung aufgrund der Corona-Pandemie gar nicht mehr zu öffnen. „Irgendwann muss man diesen Schlussstrich ziehen. Natürlich haben wir das mit einem weinenden Auge gemacht.“ Viele tolle Menschen habe er in seiner Zeit als Wirt kennengelernt, viele Freundschaften seien entstanden, und nicht selten wurde es emotional. Schließlich war das „Alt Eicken“ Anlaufpunkt für Fans vor und nach den Spielen im alten Bökelbergstadion.

„Wir haben zusammen gelacht, Siege gefeiert und bei den beiden Abstiegen zusammen geweint“, erzählt Zingsem und sagt, dass der härteste Tag der 22. Mai 2004 gewesen sei, der Tag des letzten Bundesligaspiels auf dem Bökelberg. An normalen 15:30-Uhr-Spieltagen seien die letzten Gäste meist gegen 20:30 Uhr gegangen. „An diesem Tag standen die Leute um 24 Uhr noch in einer langen Schlange vor der Tür, weil sie alle noch einmal hier rein wollten“, erzählt Zingsem. „Wir hatten bis 4 Uhr morgens geöffnet.“

Seitdem Borussia den Bökelberg verlassen hat, war es im „Alt Eicken“, wie in allen Gaststätten der Eickener Fußgängerzone, deutlich ruhiger geworden. „Das war eine spannende Zeit hier, als die Fans die Eickener Straße bevölkert haben“, erzählt Kreuels, „Diejenigen, die das hier miterlebt haben, werden das nie vergessen. Das ‚Alt Eicken‘ wird immer einen Platz in Borussias Historie haben.“

Einen neuen Platz haben viele der Borussia-Devotionalien gefunden. Zahlreiche Stammgäste haben Inventar erworben, und auch in der Mönchengladbacher Kneipenszene lebt das „Alt Eicken“ weiter. Im „MaNaMaNa“ am Alten Markt finden sich nun drei historische Borussenbilder, die zuvor im „Alt Eicken“ hingen. „Da ist es in den richtigen Händen“, sagt Rolf Zingsem zum Abschied, ehe er die Tür seiner Gaststätte zum letzten Mal abschließt.

Dieser Text stammt aus dem aktuellen „FohlenEcho – Das Magazin“. Ihr wollt das FohlenEcho auch regelmäßig erhalten? Dann macht euch Borussia!

Borussias Manager Helmut Grashoff übergibt dem damaligen Wirt, Willi Dabeck, die offizielle Ernennungsurkunde zur Vereinsgaststätte.
22 Jahre hat Rolf Zingsem das „Alt Eicken“ geführt.

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