Bildungsfahrt nach Bergen-Belsen: Gegen das Vergessen

In Kooperation mit dem Bildungspark MG hat Borussia kürzlich eine Workshop-Reise zur Gedenkstätte Bergen-Belsen organisiert.

Zum ersten Mal hat Borussia Mönchengladbach in Zusammenarbeit mit dem Bildungspartner De Kull und dem dort angehörigen Bildungspark Mönchengladbach eine Workshop-Reise zur Gedenkstätte Bergen-Belsen angeboten. Am Ort der heutigen Gedenkstätte hatten die Nationalsozialisten seit 1941 ein Kriegsgefangenenlager betrieben, das in der Zeit von 1943 bis 1945 auch als Konzentrationslager genutzt wurde. Rund 25 Personen hatten sich am spielfreien Wochenende Ende März für die Fahrt nach Bergen-Belsen angemeldet.

„Es ist das erste Mal, dass wir Fans von Borussia Mönchengladbach in solch einer Workshop-Phase bei uns zu Gast haben“, sagt Raimund Lazar, Bildungsreferent der Gedenkstätte Bergen-Belsen zu Beginn der Veranstaltung im Hotel-Konferenzraum „Berlin“ und ergänzt: „Es ist auf jeden Fall etwas Besonderes für uns.“ Das Thema des zweitätigen Besuchs, in dessen Verlauf die Reisegruppe aus Mönchengladbach in Hannover beim Partner H-Hotels untergebracht und bestens versorgt wird, ist die geschichtliche Verbindung zwischen Sport und dem Nationalsozialismus.

Ein spezielles Augenmerk liegt aber auf dem Fußball. Das wird schon in den ersten Minuten des Workshops mehr als deutlich. Anhand der biografischen Erzählungen von Martin Schmitz und Kazimierz Orlowski werden die schlimmen Ereignisse in den Konzentrationslagern mit einem besonderen Blick auf den Fußball thematisiert.  „Fußball als Überlebenschance“, aber auch „Fußball: Folterpraxis im KZ?“ lautete für manche jüdisch-stämmige Häftlinge die bittere Wahrheit in den deutschen Konzentrationslagern – auch in Bergen-Belsen. „Wir haben auch mit den Deutschen gespielt, aber: Gewinnen sollte man nicht. Das war zu gefährlich für uns“, berichtet der 1921 in Polen geborene Kazimierz Orlowski, der ebenso wie Martin Schmitz im KZ Bergen-Belsen durch britische Truppen befreit werden konnte.

Das Mahnmal im Kreis Celle war von 1943 bis 1945 ein nationalsozialistisches Konzentrationslager. Bis zur Befreiung durch britische Truppen am 15. April 1945 starben im KZ Bergen-Belsen mehr als 50.000 Menschen. Für Tausende war es eine Durchgangsstation zur Ermordung in Vernichtungslagern. Beim Besuch der Gladbacher Verantwortlichen vor einem Jahr erinnerte der heutige Präsident Rainer Bonhof an die „tiefe und andauernde Freundschaft zwischen Borussia und Israel“. „1970 sind wir mit Borussia als erste deutsche Fußballmannschaft nach Israel gereist, um dort ein Spiel zu bestreiten. Der daraus erwachsenen Verantwortung sind wir uns bewusst und versuchen, dieser stets gerecht zu werden“, sagte Bonhof damals bei seiner begrüßenden Ansprache vor der Mannschaft. Ein Aspekt, der bis heute auch bei den Verantwortlichen in Bergen-Belsen eine wichtige Rolle spielt. „Dieses Spiel damals wird man immer in Erinnerung behalten“, sagt Raimund Lazar, der unter anderem mit der Gedenkstätte Bergen-Belsen an der Ausarbeitung der „Handlungsempfehlungen zum Vorgehen gegen Antisemitismus im Fußball“ beteiligt war.

Persönliche Schicksale

Ebenso wie die Verantwortlichen und Spieler Borussias vor einem Jahr nahm auch die 25-köpfige Fangruppe achtungsvoll am zweiten Tag an einer Führung durch die Gedenkstätte und das Museum von Bergen-Belsen teil. Im Rahmen des Besuchstages hatten die Anhänger der Fohlen auch immer wieder die Möglichkeit durch die zahlreichen Ausstellungsstücke und medialen Museumsführer der Begegnungsstätte einen Einblick in das Leben im Konzentrationslager Bergen-Belsen zu erhalten.

Im Mittelpunkt des zweiten Tages stand jedoch zunächst erneut Biografie-Arbeit. „Biografische Arbeit ist so wichtig, weil Menschen die Schicksale von anderen Menschen besser nachvollziehen können, wenn man eine genaue Geschichte und Beispiele hat. Und auch bei der Beschäftigung mit der Zeit des Nationalsozialismus ist es enorm wichtig, den Fokus darauf zu legen, dass Einzelschicksale passiert sind“, erklärt Anna Besler, die als Bildungsreferentin im Bildungspark MG arbeitet und die biografische Arbeit am zweiten Tag in Bergen-Belsen leitet.

Anders als am Vortag haben die Lebensläufe der historischen Personen dieses Mal direkten Bezug zu Borussia Mönchengladbach. Es handelt sich um Kurt Liffmann und Wilhelm Brocke, zwei ehemalige Spieler der Fohlen. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Familie Liffmann aufgrund ihrer jüdischen Identität verfolgt, während die Familie Brocke mit den schwerwiegenden Folgen leben musste, die die Unterstützung einer jüdischen Familie bei ihrer Flucht, mit sich brachte. „Hinter jedem dieser Menschen steht eine Geschichte, die es leichter macht, den historischen Kontext der gesamten Ereignisse zu verstehen“, so Anna Besler. Die Frage, wie insgesamt in Deutschland ab 1933 und im speziellen auch bei Borussia Mönchengladbach in Zeiten des Nationalsozialismus mit jüdischen Vereinsmitgliedern umgegangen worden ist, treibt die Fangruppe in Bergen-Belsen um.

Unter den Eindrücken der Einzelschicksale werden die Fans danach in zwei Einzelgruppen unterteilt auf das Gelände in Bergen-Belsen geführt. „Es läuft einem ein wahrer Schauer über den Rücken, wenn man das Gelände betritt und anhand der Bilder und Berichte erfährt, was hier passiert ist“, berichtet Fan Matthias Wienen. Bedächtig, still und doch neugierig werden die beiden Kleingruppen über das Gelände geführt und kommen dabei auch am Gedenkstein der in Bergen-Belesen zu Tode gekommenen Anne Frank und ihrer Schwester Margot vorbei.

Eindrückliche Bilder

Die Führung findet wenig später ihren Abschluss am Mahnmal der Opfer des Nationalsozialismus, wo die Teilnehmer eine weiße Rose auf den dortigen Gedenkstein legen. Im Museum der Gedenkstätte gibt es genug Zeit, anhand der multimedialen Ausstellung Einblick in die drei Phasen des Lagers in Bergen-Belsen zu erhalten. Der Abschluss des Workshops findet dann in einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung statt. Die Empfindungen und Bilder der vergangenen Stunden sind mehr als eindrücklich. „Ich finde es sehr wichtig, dass der Bildungspark MG in Zusammenarbeit mit Borussia solche Weiterbildungsreisen anbietet“, sagt VfL-Fan Wienen. „Damit einfach nicht in Vergessenheit gerät, was an Orten wie in Bergen-Belsen passiert ist und gleichzeitig die Leute abgeholt werden, die sich auf der einen Seite für Sport interessieren und auf der anderen Seite auch für die Geschichte Deutschlands.“

Dieser Text ist ein Auszug aus der 91. Ausgabe des „FohlenEcho – Das Magazin“. Ihr wollt auch regelmäßig Borussias exklusives Mitgliedermagazin im Briefkasten haben? Dann macht euch Borussia!

Die Teilnehmer der Bildungsfahrt kamen am Gedenkstein der in Bergen-Belesen zu Tode gekommenen Anne Frank und ihrer Schwester Margot vorbei.

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