Polanski: „Wir sind nicht umsonst die Fohlen“

Eugen, wann ist die Idee, Trainer zu werden, in dir gereift? Polanski:Die Idee, dass ich als Trainer tätig werden könnte, ist eigentlich im Kopf von Julian Nagelsmann entstanden, nicht in meinem. Er hat mich während meiner aktiven Zeit in Hoffenheim darauf angesprochen. Er hat mir immer gesagt, dass ich der Erste bin, der seine Übungen versteht. (lacht) Ich konnte mich sehr gut mit ihm über Fußball unterhalten. Wir hatten das gleiche taktische Verständnis. Ich glaube, dass ich sehr stark von ihm geprägt worden bin. Erst einmal habe ich ihm aber den Vogel gezeigt, weil ich es mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorstellen konnte. Er hat mich aber immer mal wieder damit gepiesackt. Inzwischen bin ich ihm dankbar. Ich hoffe, dass mir die Erfahrungen, die ich als Spieler sammeln durfte, auch im Trainerberuf weiterhelfen werden. Was waren dann deine ersten Schritte im Trainerbereich? Polanski:Mein Vertrag in Hoffenheim ist nach der Saison 2017/18 ausgelaufen und nicht verlängert worden. In der Zeit, als ich vertragslos war, hat der FC St. Gallen mich angerufen. Ich dachte, dass sie mich als Spieler haben wollen – aber sie wollten mich als Co-Trainer. (lacht) Ich war dann auch kurzzeitig dort tätig. In der Schweiz braucht man aber auch als Co-Trainer bestimmte Lizenzen. Deswegen war es schwierig. In der kurzen Zeit in der Schweiz habe ich aber Gefallen an dieser Arbeit gefunden. Ich habe dann einfach bei Borussias Nachwuchsdirektor Roland Virkus, der in meiner Jugendzeit mein Trainer war, angefragt, ob es nicht die Möglichkeit gäbe, in diesen Bereich mal reinzuschauen. Und es hat funktioniert. Du hast dann zu Beginn dieses Jahres ein „Praktikum“ im Trainerstab der U23 begonnen. Polanski:Genau, und ich bin unheimlich dankbar, das Praktikum im Trainerteam der U23 gemacht haben zu dürfen. Ich konnte von Beginn an Ideen einbringen, Inhalte die ich selbst als Spieler sehr gemocht habe und von denen ich wusste, dass sie funktionieren. Das hat mir unheimlich gut gefallen. Mit Kleinigkeiten konnte ich viel bewirken. Die Zusammenarbeit mit U23-Trainer Arie van Lent hat auch super funktioniert. Er hat mich viel machen lassen, ich habe von ihm sehr viel Vertrauen bekommen. Dann kam irgendwann die Anfrage von Max Eberl für die Position des Übergangstrainers. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Ein Pluspunkt war sicherlich, dass ich weiß, wie der Verein tickt. Und es gibt nichts Besseres, als in dem Verein, dem man früher selbst zugejubelt hat, in einer Trainerfunktion tätig zu sein. Du hast damit die Nachfolge von Otto Addo angetreten. Was hat er dir mit auf den Weg gegeben? Polanski:In seinen letzten drei Monaten bei Borussia habe ich Otto schon begleitet. Das hat mir den Einstieg sehr erleichtert. Otto hat mir die grundsätzlichen Abläufe gezeigt. Es hat mich beeindruckt, wie gut er positionsspezifisch mit den Spielern trainiert hat. Zudem hat er auch mal ein Zusatztraining angeboten. Was mich aber am meisten überrascht hat, war der menschliche Umgang von Otto mit den Spielern. Der psychologische Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Junge Spieler haben große Erwartungen, bekommen dann aber vielleicht vom Trainerteam nicht die erhofften Spielzeiten. Das hat er fast schon überragend moderiert. Da konnte ich mir sehr viel abgucken. Die U17 hat am Ende der vergangenen Saison noch sehr lange trainiert und gespielt. Da habe ich dann schon meine ersten Schritte alleine gemacht. Das war sehr hilfreich, weil es wie eine Übergangsphase war, bevor dann die U23 und später die Profis die Vorbereitung aufgenommen haben. Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem Trainerteam von Marco Rose? Polanski:Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Mit Marco habe ich schon in Mainz zusammengespielt. Ich musste etwas schmunzeln, als ich erfahren habe, dass er der neue Trainer wird. Es ist immer ein kleiner Vorteil, wenn der Cheftrainer weiß, wer du bist und wie du tickst. Aber mit dem gesamten Trainerteam – mit Zico, René Maric und Frank Geideck – ist es ein sehr angenehmes Arbeitsklima. Wir können über alles diskutieren. Welche Erinnerungen hast du an die gemeinsame Zeit mit Marco Rose beim FSV Mainz 05? Polanski:Die Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit ist, dass ich verletzt aus Getafe nach Mainz kam und er auch verletzt war. In der Woche vor dem ersten Bundesligaspiel wurde Thomas Tuchel als Trainer installiert und in dem Kurztrainingslager waren wir beide auf Krücken. Ich denke aber, dass Marco durch seine Zeit in Mainz zu diesem Trainerberuf gekommen ist. Und es ist immer schön, wenn man sich an Zeiten erinnern kann, die man gemeinsam erlebt hat. Wie sieht aktuell dein Alltag als Trainer des Übergangsbereichs aus? Polanski:Das ist sehr unterschiedlich. In der Vorbereitung bin ich jetzt sehr viel beim Training der Profis dabei. Ich versuche, die Ideen und Fragen, die ich habe, in die Runde zu werfen. Und im Training achte ich vor allem auf die jungen Spieler. Ich schaue mir an, wer welche Probleme hat, aber auch welche Stärken. Ich finde, man sollte nicht immer nur von Problemen reden und dem Spieler sagen, was er verbessern muss. Man sollte dem Spieler auch sagen, was er gut macht. Bis die Jugendtrainer Anfang August ihre Top-Talente der jeweiligen Mannschaften benennen, habe ich mir zudem zur Aufgabe gemacht, von allen Leistungsmannschaften etwas gesehen zu haben. Ich habe mir schon einige Testspiele von der U19 und U17 angeschaut. Ich will mir einen Überblick verschaffen, damit ich mitreden und Hinweise geben kann zu den Spielern, die dann als Top-Talente genannt werden. Welche Aufgaben werden noch dazu kommen? Polanski:Meine Aufgabe wird es sein die Spiele der Top-Talente zu analysieren und ihnen Szenen aus dem Spiel zu zeigen – nicht nur mannschaftstaktische Szenen, sondern vor allem individualtaktische Szenen. Ich werde ihnen auch mal zeigen, wie eine Videobesprechung bei den Profis laufen kann, das kennen sie ja noch nicht. Es ist dann sicher die Kunst, mit einem U17-Spieler anders zu reden als mit einem Spieler, der schon bei den Profis dabei ist, aber vielleicht noch keine Einsatzzeiten hat. Ich bin aber guter Dinge, dass mir das gelingen wird. Das Fußballerische ist das A und O. Ich bin bei Borussia angestellt, um die Jungs sportlich weiterzubringen. Man darf aber auch die menschliche Seite nicht vergessen. Die Schule muss genauso wichtig sein für die Jungs. Denn leider wird es nicht jeder Spieler in den Profibereich schaffen. Es ist deswegen wichtig, dass die Jungs auch auf das Leben vorbereitet werden. Sie sollten beispielsweise einen Termin bei der Stadt selbst erledigen können. Jeder Jugendspieler hat zudem meine Handynummer. Die Spieler können sich jederzeit bei mir melden. Es hilft ihnen, wenn sie wissen, dass da jemand ist, der seine Karriere auch bei Borussia begonnen hat, vielleicht haben sie mich auch mal spielen sehen. Manchmal brauchen sie aber auch einfach jemanden, der an sie glaubt. Hättest du dir als junger Spieler einen Übergangstrainer gewünscht? Polanski:Ich war immer ein sehr offener und direkter Mensch. Wenn ich ein Anliegen hatte, bin ich auch zum Cheftrainer damit gegangen. Aber sicherlich ist es sinnvoll, für einen jungen Spieler ist die Hemmschwelle, auf einen solchen Übergangstrainer zuzugehen viel niedriger im Vergleich zum Cheftrainer. Man muss sich mal in die Köpfe der Spieler hineinversetzen: Da kommt ein neuer, gestandener Trainer und du stehst ihm als 17-Jähriger gegenüber, der noch keine Duftmarke im Profibereich abgesetzt hat. Dann bist du immer der junge Spieler. Dann ist es schon gut, wenn ich in der Besprechung mit dem Trainerteam auch mal darauf hinweisen kann, dass der Spieler es im Training gut gemacht hat, oder dass es ein Spieler in der Länderspielpause mal verdient hätte, bei den Profis mitzutrainieren. Für die Jungs ist es eine unheimliche Motivation und sie sehen, dass es sich lohnt, hart zu arbeiten. Dafür steht ja auch Borussia. Wir sind nicht umsonst die Fohlen. Es sollte das Ziel eines jeden Bundesligisten sein, vor allem aber für Borussia, immer auch selbstausgebildete Spieler im Profibereich zu haben. Welche Ziele hast du dir persönlich mittelfristig gesetzt? Polanski:Ich habe relativ zügig die Elite-Jugend-Lizenz gemacht und werde versuchen, dieses Jahr auch noch die A-Lizenz zu machen. Für meine Entwicklung ist es ein großes Glück, jeden Tag im Profibereich arbeiten zu dürfen, weil ich mir immer etwas von den anderen Trainern abschauen kann. Ich versuche sehr viel mitzunehmen. Ich hoffe, irgendwann dann auch mal eine Mannschaft zu übernehmen. In welcher Form auch immer. Ich habe jedenfalls jetzt schon Blut geleckt.

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