Das Gemeinsame steht auf „Pause“

Thomas Ludwig, der Vorsitzende des FPMG Supporters Club, in einem Gastbeitrag über eine Saison (fast) ohne Fans im Stadion – und die Vorfreude auf ein baldiges Wiedersehen.

Wehmütig erinnere ich mich zurück an den 7. März 2020. Das Top-Spiel des Tages zwischen unserer einzig wahren Borussia und dem BVB war an diesem 25. Spieltag die Begegnung im BORUSSIA-PARK. Es ist kurz nach dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit. Hochmotiviert kommt die Elf vom Niederrhein aus der Kabine, um den Rückstand wett zu machen. Die Ecke tritt wie gewohnt Jonas Hofmann in den Strafraum, Plea legt geschickt ab - und Stindl schiebt ein zum verdienten 1:1… Ekstase pur, vor und in der Nordkurve…

Im Nachhinein sehe ich in diesem Moment Berti Vogts neben mir stehen und sagen: „Schaut euch diesen realen Torjubel auf den Stehplätzen in der Nordkurve an. Es wird der Letzte sein, den Borussia für lange Zeit sehen wird.“

Die Pandemie, in der wir leider nach über einem Jahr immer noch leben, ist für alle von uns nach wie vor ein kalter Entzug. Vermutlich ist es immer noch ein bisschen Schockstarre oder die Suche nach dem Ausweg aus der Dauer-Endlosschleife, die man vom legendären Film des „Murmeltiertags“ kennt, was unsere Gefühle annähernd beschreiben könnte. Ein Leben ohne Stadionbesuch, ein Leben ohne die bekannte Nähe zu Borussia: für viele von uns vom Grundsatz her undenkbar, aber aktuell leider die erlebte Normalität.

Plötzlich belanglose Fragen

Die tiefen Einschnitte, die in unser Leben getreten sind, mögen für Außenstehende unbedeutend sein, aber den persönlichen Kalender nicht mehr nach einem Spielplan zu gestalten, brachte einige Gewohnheiten ordentlich durcheinander. Wann spielen wir in Stuttgart/München/Berlin/Bremen und verbringen dort ein langes Wochenende? Habe ich noch genug Urlaubstage für die Englischen Wochen? Wie belanglos diese Fragen plötzlich geworden sind.

War vor gut einem Jahr die Veröffentlichung des Spielplanes oder der konkreten Spieltermine die wichtigste Information des Tages, um auf dieser Grundlage die folgenden Wochen(enden) konkret planen zu können, wird dies aktuell nur beiläufig zur Kenntnis genommen. Wenn überhaupt, ist es nur noch interessant, ob das Spiel im Radio oder auf diversen anderen Medien verfolgt werden kann.

Nicht live vor Ort im Stadion sein zu dürfen, bedeutet auch, die vielen sozialen Kontakte unserer Wochenendbeziehung auf Eis gelegt zu haben. Viele Freundschaften aus der Kurve können gerade nicht gepflegt werden. Unvorbereitet wurden wir auseinandergerissen. Da man sich „ja eh jede Woche gesehen hat“, gab es ja nicht immer einen Austausch von Kontaktdaten. Oftmals weiß man auch gar nicht, wie die vielen bekannten Gesichter heißen, um sie nun in den Sozialen Netzwerken aufzuspüren.

Mit Vorfreude, aber auch mit einigen Sorgen denke ich schon an die große Wiedersehensparty. Wer hat die Pandemie sorgenfrei überstanden und wer leider nicht? Ist im schlimmsten Fall auch ein bekanntes Gesicht unter den inzwischen ca. 90.000 Todesopfern der Pandemie? Der unschätzbare Wert unserer gewachsenen Gemeinschaft über die letzten 35 Jahre ist dieses generationsübergreifende Netzwerk leidenschaftlicher Borussen.

Vor diesem Hintergrund ist das sportliche Abschneiden unserer Borussia eine nette Abwechslung vom eintönigen Corona-Alltag im Wartestand des Dauerlockdown. Nicht mehr und nicht weniger. Der „emotionale Ausbruch“ aus der normalen Welt eines Fußballfans ist jedoch ohne Stadionerlebnis nicht möglich, und entsprechend auf Sparflamme wurde weitestgehend die Saison verfolgt. Selbstverständlich rissen uns die grandiosen Champions-League-Spiele aus der Gruppenphase aus dem Fernsehsessel. Den gemeinsamen Tor-Pogo im San-Siro-Stadion oder im BORUSSIA-PARK gegen Real Madrid werden wir allerdings auch nach der Pandemie nicht nachholen können.

Ebenso erfreuten uns die starken Heimspiele gegen die Top 3 der letzten Saison, aber genauso ärgerten wir uns über die verpassten Punkte zu einer noch besseren Platzierung in der Tabelle. Ich fühlte mich zeitweise zurückversetzt in meine Jugend zu Beginn der Achtzigerjahre. Der Bökelberg war damals viel zu weit weg für mich, um die Spiele live zu sehen. Die Spiele reduzierten sich nur noch auf das Ergebnis. Das gemeinsame „Wir leben Borussia“ steht auf Pause und wartet sehnsüchtig darauf, dass irgendjemand auf die Play-Taste drückt…    

Intakte Gesprächskultur zwischen Fans und Verein

Die Pandemie schärft allerdings den Blick auf das Wesentliche. Wohin hat sich der Fußball entwickelt? Wie viele positive Werte transportiert der Sport und das ganze Drumherum? Was ist der Fußball ohne Fans im Stadion wert? Spätestens nach der wilden Diskussion über die Super League zeigt sich, dass der Fußball vor einer Zerreißprobe steht. Fairer Wettbewerb und freier Zugang für alle in die europäischen Wettbewerbe oder geschlossene Gesellschaft der Fußballkonzerne?  

Die klare Positionierung gegen eine Super League seitens unserer Borussia ist ein wichtiges Statement für uns. Ebenso die interessante Diskussion zum Thema Werte und Haltung eines Fußballvereines in diesem knallharten Fußball-Business. Es aus eigener Kraft geschafft zu haben, an den oberen Tabellenregionen anzuklopfen und authentisch mit der Fohlen-Philosophie den Mythos Borussia fortzusetzen, macht uns sehr stolz. Diesen Weg nicht zu verlassen und somit nicht alles einem „höher, schneller, weiter“ unterzuordnen, trifft unseren Nerv.

Hervorzuheben ist auch die intakte Gesprächskultur zwischen Verein und uns Fans auch in Zeiten der Pandemie. So konnte das zunächst öffentlich emotionale ausgetragene Streitthema Marco Rose unter der Moderation des Ehrenrates hinter den Kulissen in gegenseitiges Verständnis für die jeweilige Position verwandelt werden. Die Aussprache auf Augenhöhe zwischen den Vertretern des FPMG Supporters Club und Max Eberl hat dazu geführt, dass wir unbelastet in die neue Saison starten werden.

Weiterhin gibt es eine sogenannte Restart-Gruppe, in der verschiedene Fanvertreter gemeinsam mit den Vereinsverantwortlichen über die Rückkehr der Fans ins Stadion diskutieren und gemeinsam festlegen, wie die Hochlaufkurve zurück in das uneingeschränkte emotionale Stadionerlebnis für uns Fans von Borussia Mönchengladbach aussehen wird.

Daher freue ich mich auf den August 2021 und den Start in eine emotionale Rückkehr der vielen tausend Fans in die Stadien der Republik.

Dieser Gastbeitrag von Thomas Ludwig, 1. Vorsitzender FPMG Supporters Club, stammt aus dem aktuellen „FohlenEcho – Das Magazin“. Ihr wollt das FohlenEcho auch regelmäßig erhalten? Dann macht euch Borussia!

Thomas Ludwig, 1. Vorsitzender FPMG Supporters Club, freut sich auf eine emotionale Rückkehr in die Stadien.

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