Gegen jegliche Widerstände gewehrt

Der Tag danach: Nach dem 0:2-Rückstand Moral gezeigt, Torpremiere von Marcus Thuram und Gedenken an Jordi Bongard – alles Wichtige zum 2:2 der FohlenElf gegen den VfL Wolfsburg.

Die Geschichte des Spiels

Nach gutem Beginn wurde die FohlenElf in der sechsten Minute eiskalt erwischt. Nach Flanke von Ridle Baku schloss Jonas Wind den ersten Angriff der Gäste zu deren Führung ab. Borussia diktierte danach zwar weitgehend das Geschehen, doch auch der zweite Treffer gelang den Wolfsburgern. Sebastiaan Bornauw (33.) köpfte nach einer Ecke aus kurzer Distanz ein. „Die beiden Gegentreffer gehen in dieser Form nicht. Vor dem 0:1 haben wir den Querpass nicht verhindern können, und im Zentrum konnte Wind beinahe ungehindert einschieben. Vor dem 0:2 haben wir es nicht hingekriegt, den Ball vernünftig zu klären“, monierte Trainer Adi Hütter. Seine Mannschaft zeigte sich vom 0:2-Rückstand aber unbeeindruckt und schlug in der 42. Minute zurück. Nach gefühlvoller Flanke von Alassane Plea war Marcus Thuram mit dem Kopf zur Stelle. Kurz vor der Pause ließ Maximilian Philipp völlig freistehend eine Riesenchance aus, um aus Sicht der Gäste den Zwei-Tore-Abstand wieder herzustellen. „In dieser Szene hätte Wolfsburg das 3:1 machen müssen. Da hatten wir Riesenglück, sonst wäre es sicherlich schwierig für uns geworden“, befand Hütter.

Nach dem Wechsel waren die Fohlen um den Ausgleich bemüht, bissen sich aber an der aufmerksam verteidigenden Gäste-Defensive lange Zeit die Zähne aus. „Die Mannschaft hat sich gewehrt, gefightet und phasenweise auch richtig guten Fußball gespielt“, sagte Hütter. Richtig Schwung kam aber in der 70. Minute nach einem Platzverweis gegen Lacroix in die Partie. Der Wölfe-Abwehrspieler spielte als letzter Mann nach einem Zweikampf mit Thuram den Ball mit der Hand und verhinderte so eine klare Torchance. Nach VAR-Eingriff schickte Schiedsrichter Tobias Reichel den Verteidiger vom Platz. In Überzahl erhöhten die Borussen die Schlagzahl und erspielten sich mehrere gute Chancen. Eine davon nutzte der kurz zuvor eingewechselte Breel Embolo (82.) zum Ausgleich. Nach präziser Flanke von Plea war der Schweizer am zweiten Pfosten mit dem Kopf erfolgreich.

In der Nachspielzeit setzte Matthias Ginter noch einen drauf und jagte den Ball aus dem Gewühl heraus in die Maschen. Der Jubel der Borussen wurde aber jäh gestoppt. Patrick Herrmann hatte im Vorfeld ein Foul an Roussillon begangen, weswegen der VAR das vermeintliche 3:2 zurücknahm. „Es ist schade, dass wir das Spiel am Ende nicht noch gewonnen haben. Dennoch habe ich gesehen, dass sich die Mannschaft gegen jegliche Widerstände gewehrt hat und das Spiel unbedingt gewinnen wollte. Umso schöner wäre es deshalb gewesen, wenn sie am Ende mit dem Sieg belohnt worden wäre“, sagte Hütter.

Das Medienecho

Kicker: „In einer turbulenten Schlussphase wäre für Borussia gegen Wolfsburg nach zwischenzeitlichem 0:2-Rückstand sogar noch der Siegtreffer drin gewesen - am Ende hatte der VAR aber etwas dagegen, und es blieb beim 2:2.“

Rheinische Post: „Der eingewechselte Breel Embolo hat Borussias fünfte Heimniederlage verhindert. Er traf zum 2:2 gegen den VfL Wolfsburg. Zuvor hatte Marcus Thuram nach dem 0:2-Rückstand den Anschlusstreffer erzielt. Das vermeintliche Siegtor von Matthias Ginter wurde nicht anerkannt.“

FAZ: „Welch eine Dramatik in der Nachspielzeit: Nach einem 0:2 erzielt die Borussia das vermeintliche 3:2 gegen Wolfsburg. Doch der Referee erkennt den Treffer nach einem Blick auf den Bildschirm nicht an.“

Der Spieler des Spiels

Nicht einer der beiden Torschützen, sondern den Vorbereiter beider Gladbacher Treffer wählten die Fans in der FohlenApp zum „Spieler des Spiels“. Rund 49 Prozent aller User gaben ihre Stimme für Alassane Plea ab, der sowohl das 1:2 von Thuram als auch das 2:2 von Embolo jeweils mit einer wunderbaren Flanke vorbereitet hatte. Mit nunmehr acht Scorerpunkten (vier Tore, vier Vorlagen) liegt der Franzose im internen Ranking jetzt hinter Jonas Hofmann (acht Tore, zwei Vorlagen) auf Rang zwei. „Alassane Plea ist schon seit vielen Wochen sehr gut drauf. Er arbeitet und kämpft unheimlich viel für die Mannschaft. Mit seinen beiden Assists hat er seine gute Verfassung noch einmal bestätigt“, lobte Hütter.

Die Besonderheit des Spiels

Mit einer Schweigeminute kurz vor dem Anpfiff als auch mit dem Tragen des Trauerflors gedachten die Borussen am gestrigen Nachmittag Jordi Bongard, der in der Nacht zu Donnerstag bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. „Es ist eine absolute Tragödie“, sagte Hütter und führte fort: „Am Donnerstag war die Mannschaft nach dieser schrecklichen Nachricht nicht in der Lage zu trainieren. Ich muss ihr ein Riesenkompliment machen, wie sie das Ganze weggesteckt hat und ein sehr leidenschaftliches und emotionales Spiel gezeigt hat.“

Die personelle Lage

Gleich zwei Spieler kamen gestern zu ihren ersten Rückrunden-Einsatz von Beginn an. Jordan Beyer rückte für den erkrankten Marvin Friedrich in die Dreierkette und stand damit erstmals seit dem 23. Oktober wieder in der Startformation, Marcus Thuram erhielt im Sturmzentrum den Vorzug vor Breel Embolo und kehrte damit erstmals seit dem 18. Dezember wieder in die ersten Elf zurück. Der Franzose zahlte das Vertrauen mit seinem ersten Saisontreffer zurück. „Tikus hatte es in dieser Saison mit seiner Verletzung nicht leicht. Ich freue mich sehr für ihn, der Treffer wird ihm guttun“, sagte Hütter.

Die Tabellensituation

Im unteren Tabellendrittel gelang an diesem Spieltag bislang keiner Mannschaft ein Sieg, deswegen gab es auch keine großen Veränderungen. Der VfL Wolfsburg ist mit 28 Punkten weiter Zwölfter, direkt dahinter folgen die Fohlen mit 27 Zählern auf Platz 13. Es folgen Arminia Bielefeld (0:3 in Leverkusen) mit 25 Punkten auf Rang 14 und Hertha BSC (0:3 in Freiburg) mit 23 Punkten auf Platz 15. Der FC Augsburg, aktuell mit 22 Zählern auf dem Relegationsplatz, tritt am heutigen Sonntag (17:30 Uhr) noch gegen Borussia Dortmund an. Auf den Abstiegsrängen stehen Borussias kommender Gegner, der VfB Stuttgart (1:2 in Hoffenheim), mit 19 Punkten und Greuther Fürth (1:1 gegen den 1. FC Köln) mit 14 Punkten.

Der Ausblick

Sportdirektor Roland Virkus richtete seinen Blick nach dem 2:2 gegen Wolfsburg nach vorne auf das Auswärtsspiel am kommenden Samstag (18:30 Uhr) beim VfB Stuttgart. „Wenn wir dort so eine Leistung bringen wie gegen Wolfsburg in der zweiten Halbzeit, bin ich sicher, dass wir etwas holen werden.“ Die Vorbereitung auf die Partie im Schwabenland nimmt die FohlenElf am Dienstag um 10:30 Uhr auf. Die beiden Einheiten am Mittwoch finden ebenso wie das Abschlusstraining am Freitag hinter verschlossenen Türen statt. Am Donnerstag bittet Trainer Adi Hütter seine Schützlinge um 10:30 Uhr auf den Platz.