Die Co-Trainer Riemer & John: „Die Philosophie in den Verein tragen“

In Edmund Riemer und Christopher John hat Borussias neuer Cheftrainer Daniel Farke seine beiden langjährigen Co-Trainer mit an den Niederrhein gebracht. Für beide ist das Engagement bei Borussia ein besonderes.

Borussias neuer Cheftrainer Daniel Farke hat seine Prinzipien. Das Team steht für den 45-Jährigen an oberster Stelle. Jenes auf dem Platz. Aber ebenso das an der Seitenlinie. „Fußball ist keine One-Man-Show“, hatte Farke demnach schon bei seiner Vorstellung betont. „Ohne mein Team bin ich nichts – gerade im Trainerteam brauche ich Menschen, denen ich zu 100 Prozent vertraue.“ Und Farke hat diese Vertrauenspersonen an seiner Seite. Sie heißen Edmund Riemer und Christopher John. Sie sind Farkes Co-Trainer – und das nicht erst seit gestern.

Edmund Riemer ist bereits seit 2015 ein fester Bestandteil in Farkes Team. Seine Jugendzeit als aktiver Spieler verbringt der heute 37-Jährige beim SC Paderborn. Dort macht er auch seine ersten Schritte im Seniorenbereich. Ab 2006 läuft Riemer dann unter anderem unter Trainer Roger Schmidt für den Oberligisten Delbrücker SC auf, ehe ihn das Verletzungspech einholt. „Ich habe schon darüber nachgedacht, fußballerisch kürzer zu treten und einen anderen Weg einzuschlagen, mich aufs Studium zu konzentrieren“, erzählt Riemer. Doch etwa zur gleichen Zeit übernimmt ein gewisser Daniel Farke beim Verbandsligisten SV Lippstadt neben dem Posten als Sportdirektor auch seinen ersten Cheftrainerposten – und möchte Riemer zur Saison 2009/10 unbedingt als Innenverteidiger haben. „Der Verein war zu diesem Zeitpunkt in einer schwierigen Lage. Daniel musste dort mit schmalem Budget eine Mannschaft zusammenstellen. So kam der erste Kontakt zwischen uns zustande“, erinnert sich „Eddie“. „Daniel hat mich letztendlich davon überzeugt, es nochmal mit dem aktiven Fußball zu versuchen. Zum Glück habe ich auf ihn gehört.“

So spielt Riemer in den folgenden sechs Jahren unter Farke für den SV Lippstadt und steigt in dieser Zeit mit zwei aufeinanderfolgenden Meisterschaften in der Westfalenliga 2012 sowie der Oberliga 2013 bis in die Regionalliga West auf. „Als Spieler spürt man, wenn der Trainer einfach gut ist. Und obwohl es seine Anfänge als Trainer waren, hat man bei Daniel sofort gemerkt, dass er dieses gewisse Charisma besitzt, um bei Spielern anzukommen. So hatte ich von Anfang an ein gutes Bauchgefühl“, erzählt Riemer. Und Farke? Der sieht in seinem Schützling schnell mehr als den kompromisslosen Innenverteidiger. So wird Riemer nach einiger Zeit spielender Co-Trainer unter Farke. Daneben arbeitet der studierte Maschinenbauingenieur als Produkt- und Projektingenieur in Lippstadt.

Doch genau diesen Job gibt er im Herbst 2015 auf. Denn Farke hat ein Angebot als Cheftrainer der U23 von Borussia Dortmund auf dem Tisch liegen – und will Riemer als Co-Trainer mitnehmen. „Das war ein großer Schritt für mich. Denn um ehrlich zu sein: Ich hatte einen guten, sicheren Job und habe dann zum ersten Mal alles auf den Fußball gesetzt. Es war auch nie so, dass ich unbedingt Trainer werden wollte. Es hatte viel auch mit Daniel zu tun. Ich glaube, mit niemand anderes wäre ich diesen Schritt gegangen“, sagt Riemer.

Vizemeisterschaft mit Dortmunds U23

In ihrer ersten Saison führen Farke und Riemer die U23 der Dortmunder auf den vierten Tabellenplatz der Regionalliga West, in der Saison 2016/17 feiert der BVB unter ihnen die Vizemeisterschaft. Von insgesamt 56 Spielen unter dem Duo Farke/Riemer verliert Dortmund lediglich sechs, feiert 29 Siege und landet 21 Remis. „Nachdem wir in Lippstadt schon zusammengearbeitet hatten, sind wir uns in Dortmund absolut treu geblieben. Natürlich haben wir uns weiterentwickelt, es gab äußere Einflüsse, denen wir uns angepasst haben“, erzählt Riemer. „Aber der Weg und die Art und Weise – sowohl menschlich als auch von der Grundidee her – sind immer gleichgeblieben. Nur auf einem höheren Niveau. Bis wir dann den nächsten Schritt gegangen sind nach England.“

John stößt zum Trainerteam

Zur Saison 2017/18 heuern Farke und Riemer beim englischen Zweitligisten Norwich City an – und führen die „Canaries“ in ihrer Premieren-Saison auf den 14. Tabellenplatz der Championship. Kurz nach Beginn ihrer zweiten Spielzeit in England holt Farke dann einen weiteren ehemaligen Schützling aus Lippstädter Zeiten in sein Team: Christopher John.  

Als aktiver Spieler kommt der heute 34-Jährige nach Stationen beim Chemnitzer FC, Rot-Weiss Erlinghausen und dem SC Wiedenbrück im Januar 2013 zum SV Lippstadt. In den folgenden dreieinhalb Jahren – davon zweieinhalb unter Farke und als Teamkollege von Riemer – bestreitet der defensive Mittelfeldspieler insgesamt 58 Pflichtspiele für Lippstadt, davon 39 in der Oberliga Westfalen sowie, nach dem Aufstieg 2013, zwölf in der Regionalliga West. Im Sommer 2016 beendet der in Stollberg geborene John dann seine aktive Karriere – um kurz darauf ebenfalls den Trainer-Weg einzuschlagen.

So wird er zur Saison 2016/17 Co-Trainer der U23 des SC Paderborn, die zu diesem Zeitpunkt in der Oberliga Westfalen antritt. „Das hat sich eher zufällig ergeben. In Paderborn hat mich ein Bekannter angesprochen und mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, als Co-Trainer zu arbeiten. Das hat sich für mich interessant angehört“, erzählt John. „Ich hatte mir zwar schon als Spieler ein paar Mal Gedanken darüber gemacht, es war aber nie ein primäres Ziel für mich. Trotzdem habe ich dann in Paderborn angefangen und dort Blut geleckt.“ Etwas mehr als zwei Jahre bleibt der gelernte Industriekaufmann in Paderborn, arbeitet neben seinem Co-Trainer-Job in der Personalentwicklung eines Unternehmens in Lippstadt. „In dieser Zeit hat sich dann auch der Kontakt zu Daniel wieder intensiviert, wir haben uns viel ausgetauscht“, erinnert sich John. „Er war zu diesem Zeitpunkt ja schon in England unterwegs.“

Und genau dorthin geht es im November 2018 dann auch für John. „Dadurch, dass der zweite Co-Trainer von Daniel nach Braunschweig gegangen ist, wurde ein Platz im Trainerteam frei und Daniel hat mich daraufhin nach Norwich gelotst“, erzählt John. „Es ging alles super schnell. Ich musste mich relativ kurzfristig entscheiden, den Schritt nach England zu machen. Ich habe dann meinen Job in Deutschland gekündigt und bin das Abenteuer mitten in der Saison angetreten. Das war alles etwas surreal.“

Zweimalige Zweitliga-Meisterschaft mit Norwich

Doch es soll noch viel verrückter werden. Denn gleich in seiner ersten gemeinsamen Saison führt das Trio Farke/Riemer/John Norwich City sensationell zur Meisterschaft in der Championship und dem damit verbundenen Aufstieg in die Premier League – mit am Ende fünf Punkten Vorsprung auf den Zweiten. Von 46 Spielen gewinnen die „Canaries“ 27, dazu gibt es 13 Remis und nur sechs Niederlagen. Zwar landet Norwich in der folgenden Spielzeit auf dem letzten Tabellenplatz der Premier League und muss den direkten Weg zurück in die zweite Liga antreten. Doch dort gelingt Farke, Riemer und John mit ihrer Mannschaft der erneute Durchmarsch zur Zweitligameisterschaft – diesmal mit sechs Punkten Vorsprung auf den Zweiten, 29 Siegen, zehn Remis und sieben Niederlagen.

In die Saison 2021/22 in der Premier League startet Norwich dann mit acht Niederlagen, zwei Unentschieden und nur einem Sieg und aus den ersten elf Spielen. Das Trainerteam muss daraufhin im November 2021 seinen Hut nehmen. „Insgesamt war es eine unfassbare Zeit in England. Wir haben dort in einem tollen Klub gearbeitet und super Menschen kennengelernt“, sagt Riemer. In die gleiche Kerbe schlägt John: „Ich blicke ausschließlich positiv auf diese drei Jahre zurück. Es war eine super Erfahrung, die uns alle, glaube ich, nicht nur beruflich, sondern auch menschlich total weitergebracht hat.“

Als weitere wichtige Erfahrung bezeichnen John und Riemer auch ihre Station in Russland. Diese beginnt für das Team um Cheftrainer Farke Mitte Januar diesen Jahres beim Erstligisten FK Krasnodar – endet jedoch bereits nur knapp eineinhalb Monate später aufgrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Farke und sein Trainerteam lösen ihre Verträge Anfang März auf eigenen Wunsch auf, ohne ein einziges Pflichtspiel mit der Mannschaft absolviert zu haben. „Die derzeitige politische Entwicklung und die damit verbundene Bitte unserer Kinder, Ehefrauen, Familien und Freunde, nach Hause zu kommen sowie das Wegbrechen aller sportlicher Perspektiven, führte nun zu diesem wohl überlegten Entschluss“, so Farke damals. „Es ist uns sehr schwergefallen, denn wir sind vom ersten Tag an sehr warmherzig empfangen worden. Wir haben in kürzester Zeit eine großartige Gemeinschaft mit unterschiedlichen Nationalitäten gebildet, die zusammen sportliche Ziele verfolgen wollte. Mit Freude und Spaß. Der Ernst des Lebens hat uns nun leider eingeholt.“

Riemer: „Das Gefühl ist gut“

Doch im Fußball kann es bekanntlich schnell gehen. Und so stehen Farke, John und Riemer nur drei Monate nach ihrer Rückkehr aus Russland im BORUSSIA-PARK. In ihrem neuen Wohnzimmer. Sportdirektor Roland Virkus zeigt es ihnen. „Im Trainerteam haben wir immer gemeinsam die Entscheidung getroffen, zu einem Klub zu gehen, wenn wir das Gefühl hatten, dass es passt. Dieses Gefühl haben wir bei Borussia auch. Das Gefühl ist gut“, sagt „Eddie“. Und „CJ“ ergänzt: „Insbesondere nach den zwei Auslandserfahrungen ist es eine riesengroße Sache, wieder in Deutschland zu arbeiten – und dann noch bei einem Verein mit so einer außergewöhnlichen Strahlkraft. Als ich von diesem Angebot gehört habe, war es ein besonderes Gefühl. Ich konnte es kaum erwarten, bei Borussia anzufangen.“

Knapp vier Wochen müssen sich John & Co. gedulden, ehe sie Ende Juni dann das erste Training der FohlenElf leiten. Auch knapp 2.000 Zuschauer sind an diesem Tag zum FohlenPlatz im BORUSSIA-PARK gepilgert – um das neue Trainerteam erstmals unter die Lupe zu nehmen. „Es ist Wahnsinn, was der Verein Borussia Mönchengladbach für eine Anziehungskraft hat. Dass man deutschlandweit so viele Anhänger hat, ist etwas Besonderes“, unterstreicht Riemer. Doch nicht allein die Fan-Treue begeistert die neuen Co-Trainer. Es ist der Verein. Das Umfeld. Die Mannschaft.

Klare Aufgabenverteilung im Trainerteam

„Vom ersten Tag an fühlen wir uns pudelwohl bei Borussia. Um ehrlich zu sein: Die ersten Wochen waren noch viel besser als ich es mir vorgestellt hatte. Wir sind von der Mannschaft, vom Staff, dem Vorstand, der Sportlichen Leitung und allen Mitarbeitern super aufgenommen worden“, schwärmt John. „Und die Jungs auf dem Platz ziehen zu 100 Prozent mit. Sie sind wissbegierig und saugen alles auf. Trotzdem gibt es auch noch viel Arbeit, wir müssen noch viel tun. Schließlich wollen wir auch eine neue Philosophie reinbringen, neue Ideen.“

Hinsichtlich dieser tagtäglichen Arbeit gibt es im Trainerteam eine klare Aufgabenverteilung. Riemer kümmert sich vor allem um die Trainingsgestaltung auf dem Platz, übernimmt die „typischen“ Co-Trainer-Aufgaben. John hingegen ist – zusammen mit dem Team um Videoanalyst Philipp Schützendorf – vor allem für die Spielvorbereitung und -nachbereitung verantwortlich, wertet Spiele aus, schneidet Szenen zusammen, analysiert die Gegner. „Alle Themenbereiche stimmen wir aber letztendlich im Team ab – und diskutieren sie. Wir diskutieren sehr viel“, verrät Riemer. Natürlich gäbe es in diesem Gebilde auch eine klare Hierarchie mit dem Cheftrainer an der Spitze. Dennoch oder gerade deswegen sei das Trainerteam aber über die Jahre enorm zusammengewachsen. „Wir vertrauen einander blind. Die enorme Loyalität untereinander macht für mich diese Zusammenarbeit aus“, sagt John.

Dass dies im Geschäft Fußball wichtig ist, ist nachvollziehbar. „Schließlich muss alles relativ schnell und unkompliziert funktionieren. Als Trainer steht man einfach unter einem gewissen Druck, da hat man nicht die Zeit, erstmal die Mitarbeiter im Verein kennenzulernen und seine Werte zu vermitteln“, beschreibt Riemer. „Alleine ist es kaum zu schaffen, die eigene Philosophie in den Verein zu tragen. Auch dafür sind wir da, wir unterstützen Daniel dabei, seine Idee in den Verein zu tragen.“ Daniel Farke hat also mehr als Recht, wenn er sagt: „Fußball ist keine One-Man-Show.“

Edmund Riemer (l.) und Christopher John (2.v.l.) zusammen mit Daniel Farke und Sportdirektor Roland Virkus bei ihrer Vorstellung.
Edmund Riemer im Gespräch mit Oscar Fraulo.
Eddie Riemer ist bereits seit 2015 ein fester Bestandteil im Team von Cheftrainer Daniel Farke.
Christopher John stieß bei Norwich City ins Trainerteam um Farke und Riemer.
CJ war wie Riemer Spieler unter Trainer Farke beim SV Lippstadt.

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