Aretz: „Was auf den Straßen passiert, passiert auch im Mikrokosmos Fußballstadion“

Im Interview spricht Borussias Geschäftsführer Markus Aretz über die gesellschaftliche Verantwortung im Fußball und die neue Sonderausstellung „Verantwortung in Fußballschuhen“ in der FohlenWelt.

Herr Aretz, „Verantwortung in Fußballschuhen“ lautet der Name der Ausstellung, die in der FohlenWelt seit wenigen Tagen gezeigt wird. Was erwartet den Besucher dort?

Aretz: Wir haben bisher in der FohlenWelt eher Sonderausstellungen gezeigt, die sich ganz konkret mit Fußball, mit den großen Erfolgen von Borussia, den großen Trainern und Spielern beschäftigt haben. Aber Fußball ist heute mehr als nur das reine Spiel, als Toreschießen und Zweikämpfe zu führen. Längst spielt der Fußball eine so große Rolle in unserer Gesellschaft, dass man sich als Verein auch anderen Themen gegenüber offen zeigen will, so etwa bei Diversität, Toleranz und Nachhaltigkeit. Borussia Mönchengladbach hat hier schon viel getan, und ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte war diesbezüglich das Spiel im Februar 1970 in Tel Aviv gegen die israelische Nationalmannschaft, das nun auch der Grundstein dieser Ausstellung ist.

Diese Partie hat es gerade auf israelischer Seite sehr viel mehr bewegt als „nur“ Hilfe in Sachen Fußball-Knowhow…

Aretz: Dieses Spiel hat tatsächlich geschafft, was deutschen Diplomaten jahrelang kaum gelungen war – es hat, wie man damals sagte, Türen geöffnet. Das Stadion in Tel Aviv war ausverkauft und Borussia gewann 6:0. Das Bewegende aber war, dass die israelischen Zuschauer Borussias Spielern, von denen die allermeisten ja Deutsche waren, zujubelten und sie frenetisch feierten. Das war der Beginn einer bis heute währenden Freundschaft zwischen Israel und Borussia Mönchengladbach, und mittlerweile hat Borussia 27 Partien gegen israelische Teams ausgetragen.

„Verantwortung in Fußballschuhen“ – der Name lässt vermuten, dass die neue Ausstellung noch mehr zeigt als Exponate zu dieser historischen Begegnung.

Aretz: Richtig. Wir haben diese Ausstellung zum Anlass genommen, einen größeren Bogen zu schlagen und am Beispiel des Antisemitismus und anderer Diskriminierungsformen zu zeigen, welche gesamtgesellschaftliche Verantwortung ein Fußballverein heute hat, beziehungsweise wie er seine Strahlkraft nutzen kann, um bestimmte, gesellschaftlich relevante Themen zu besetzen. Fußball geht den Menschen sehr nah, ist ihnen sehr wichtig. Es gibt viele Millionen Fußballfans in Deutschland, und die meisten davon haben einen Lieblingsverein, mit dessen Werten sie sich identifizieren. Man muss sich in diesem Zusammenhang immer wieder klarmachen, dass Fußballstadien nichts anderes sind als ein Spiegel der Gesellschaft. Alles, was in der Gesellschaft thematisiert wird und auf den Straßen in unserem Land passiert, das passiert also auch im Mikrokosmos Fußballstadion. Angesichts seiner großen Popularität hat der Fußball unserer Meinung nach deshalb sogar eine moralische Verpflichtung, bei Themen, wie zum Beispiel Antisemitismus, aufzuklären und gegenzusteuern.

Wie nimmt Borussia die Fans ganz konkret mit?

Aretz: Ich glaube, man darf einfach nicht müde werden, den Fokus auf bestimmte Themen zu legen, aufzuklären, zu informieren und zu sensibilisieren. So gibt es zum Beispiel eine von Borussia Mönchengladbach unterstützte Bildungsinitiative mit dem Namen ‚Bildungspark Mönchengladbach‘ unter Trägerschaft des sozialpädagogischen Fanprojekts ‚De Kull e.V.‘, die in den vergangenen Jahren immer weiter gewachsen ist. Mittlerweile ist daraus ein regelrechtes Bildungsprojekt im Zusammenhang mit Fußball entstanden. Der prominente Standort BORUSSIA-PARK und das Erlebnis, hier im Stadion seines Lieblingsvereins sein zu können, fungieren also als Türöffner, um bestimmte Themen transportieren zu können

Projekte von Fans für Fans im Stadion – ist das der Schlüssel?

Aretz: Genau das ist es, was wir fördern wollen. Die Fanszene von Borussia Mönchengladbach ist bekannt für ihre funktionierenden selbstreinigenden Kräfte. Wir können tausend Projekte anstoßen, wir können tausend Banner ins Stadion hängen – aber noch viel mehr bewirkt, wenn jemand seinem Nebenmann, der irgendwelche dummen Parolen brüllt, auf die Schulter tippt und sagt ‚So nicht, mein Freund! Diesen Spruch möchte ich nicht mehr hören, sonst kannst du zu Hause bleiben‘. Dazu gehört natürlich sehr viel Zivilcourage. Den Mut muss man ja erst mal aufbringen, jemand anderen, der vielleicht durch sein äußeres Erscheinungsbild schon ein gewisses Maß an Aggressivität ausstrahlt, eine solche Ansage zu machen. Umso wichtiger ist es, dass auch die Umstehenden dann deutlich zu verstehen geben, dass solche Parolen nicht geduldet werden.

Dieses Interview ist ein Teilabdruck aus dem Begleitmagazin „Verantwortung in Fußballschuhen“ das zur Eröffnung der gleichnamigen Sonderausstellung der FohlenWelt erschienen ist. Das Magazin mit vielen exklusiven Geschichten und Interviews “ ist zum Preis von 14,95 € im Onlineshop sowie im FohlenShop im BORUSSIA-PARK und im FohlenShop im MINTO erhältlich.

 

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