Meyer: „Ich habe in meinem Leben viel versäumt. Aber dafür bin ich verdammt zufrieden“

Am heutigen Donnerstag, 3. November, feiert Borussias Präsidiumsmitglied Hans Meyer seinen 80. Geburtstag. Die Fohlen wünschen auf diesem Wege alles Gute! Für das „FohlenEcho – Das Magazin“ hat Gastautor Bernd Schneiders Meyer vorab in Nürnberg besucht.

Donnerstag, 3. November, Straßenumzüge in Nürnberg, Tausende feiern mit Hans Meyer im Festzelt im Schatten der Burg seinen 80. Geburtstag. Der Rotkäppchen-Sekt fließt in Strömen. So oder so ähnlich läuft es ab?

Meyer: So ähnlich. Ganz ruhig, ganz privat, mit rund 40 Personen, alles Familie - schließlich habe ich zehn Enkelkinder. Also Feier mit Apfelschorle und Kakao!

80 Jahre, 40 davon als Trainer - und nichts versäumt?

Meyer: Ich habe in meinem Leben viel versäumt. Aber dafür bin ich mit meinem Leben verdammt zufrieden. Ich habe viel Glück gehabt, beruflich und im Großen Ganzen auch privat.

Aber wieso viel versäumt? Fußballerisch hast du doch eine Menge erreicht. Oder ist es, weil Bayern München nie angerufen hat. Sitzt die Wunde so tief?

Meyer: Es war nie ‘ne Wunde, nicht mal ein Kratzer. Viele sagen, dass ich mich manchmal auch ein bisschen überschätzt habe. Aber ich war eher so, dass ich sage, mit dem, was dein Kopf hergibt, komme ich aus einer guten Familie. Intelligent, wenn es auch nicht zu Nobelpreisen gereicht hat, allenfalls der Friedensnobelpreis wäre möglich gewesen. Ich musste einiges an Fleiß investieren, damit ich ein so mageres Abitur machte. Ich habe Glück gehabt, denn sonst wäre ich Dorfschulmeister in Vorpommern geworden. Ich habe Glück gehabt, dass ich mit dem, was ich vom Fußball konnte, ohne Plan, aber mit Glück und manchmal Geschick, es geschafft habe, in so einem Beruf zu arbeiten und glücklich zu werden. 

Hättest du denn Lust, heute noch Trainer zu sein?

Meyer: Mit 80 arbeitet man doch nicht mehr. Da kenne ich keinen Ehrgeiz mehr. Vom Kopf her weiß ich natürlich schon noch alles, was läuft. Aber wenn du mit deiner Frage meinst, würdest du zeitversetzt - so gerne wie du früher Trainer warst - heute noch klarkommen? Die Antwort wäre ein eigentlich recht belangloser Satz von mir, der dennoch als Spruch des Jahres ausgezeichnet wurde (2007): „In schöner Regelmäßigkeit ist Fußball immer das Gleiche!“  Aber natürlich müsste ich, wenn ich heute wieder als Trainer arbeiten wollte, einige Lehrgänge belegen, damit ich weiß, dass im Ball Luft drin ist…

Ein Argument, das immer noch für dich sprechen würde: Du bist im Durchschnitt 3,22 Jahre bei deinen Arbeitgebern geblieben…

Meyer: Das ist doch ganz ordentlich, gell. Und bei den meisten Klubs bin ich noch Ehrenmitglied. Und wenn ich in mich gehe und frage, hey, mit welchen Klubs warst du zufrieden, dann sage ich: Bei acht war ich sehr zufrieden. Aber auch, dass ich bei acht auseinandergegangen bin und letztendlich gesagt habe:  Danke braucht mir keiner sagen. Aber umgekehrt auch nicht. Dann musste ich bei zweien, Union Berlin und Nürnberg, gehen - was ich nie verstanden habe. Es muss mir keiner Danke sagen, ich bin doch ganz gut bezahlt worden.
 
Professionelle Einstellung.

Meyer: Das bezieht sich auf meine Arbeit als Trainer. Bei den gut zehn Jahren als Präsidiumsmitglied von Gladbach ist das allerdings anders. Da war ich erfolgreicher als in den 40 Jahren als Trainer. Ich habe zwar wenig zu sagen gehabt, aber es war erfolgreich und schön. Nach diesen zehn Jahren im Präsidium ist es anders als zuvor: Im Nachhinein muss ich Danke sagen. Weil mir diese Zeit gefallen hat, nicht wegen der geringen Arbeitsintensität und der geringen Einflussnahme. Aber es hat mir gefallen, in einer Zeit, in der andere als Rentner sich als Gemüsehändler oder Gartenbauingenieure versuchen. Oder mit 80 noch ein Studium aufnehmen. Ich habe weitermachen können, was ich gerne mache: im Fußball tätig zu sein. Diese zehn Jahre habe ich genossen. Dabei zu sein ohne Tagesverantwortung, da ist im Nachhinein gegenüber dem Präsidenten und Stephan Schippers Dankbarkeit aufgekommen. Und auch durch diese Zeit ist mir Gladbach sehr, sehr eng ans Herz gewachsen und unterscheidet sich damit von den anderen Stationen.

Du hast immer schon als Trainer eine gewisse Distanz gelebt und auch propagiert. Eine deiner Weisheiten: Ich will nicht nach einem Spiel an der Hotelbar stehen und einer meiner Spieler sagt Hansi zu mir.

Meyer: Die Kabine, wie man es nennt, ist enorm wichtig. Aber etwa jeden Spieler zu herzen, den ich auswechsle, halte ich für arg übertrieben. Als Trainer hast du eine besondere Position. Du darfst niemals Angst vor einer Entscheidung haben. Und manchmal hilft dir Distanz, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Gerade in schwierigen Zeiten. Die Spieler besitzen selbstverständlich ein Mitspracherecht. Aber die Verantwortung habe nur ich.  Dazu gehört aber auch, die Mannschaft zu schützen - vor der Öffentlichkeit und auch vor dem Präsidium.

Was für Trainer magst du denn?

Meyer: Mir gefallen die Trainer von Freiburg, Union Berlin und Mainz 05. Alle haben etwas gemeinsam: Es sind Fans von gut stehenden Mannschaften nach Ballbesitz. Diese Trainer schaffen es, ihren Mannschaften die Lust am Verteidigen beizubringen. Besonders natürlich Christian Streich, aber auch Urs Fischer, die damit sogar in die europäischen Wettbewerbe eingezogen sind. Auch ein Ergebnis von nachhaltiger Entwicklung speziell in Freiburg, für die man eben auch Zeit benötigt.

Du hast einen Eingriff im Halswirbelbereich hinter dir. Was hat sich durch die Operation geändert?

Meyer: Normal, dass man beginnt, über den Tod zu grübeln. Zum Glück habe ich alles gut überstanden. Die OP wäre vor einigen Jahren, als die Probleme schon mal auftraten, noch mit einem sehr hohen Risiko verbunden gewesen, wie etwa querschnittgelähmt rauszukommen. Durch die Entwicklung der Technik hat sich das zum Glück geändert, deshalb habe ich es jetzt gewagt. Ich absolviere gehorsam die Reha, merke, wie es langsam besser und besser wird und versuche, jeden Tag zu genießen. 

Das komplette Interview lest ihr im aktuellen „FohlenEcho – Das Magazin“. Ihr wollt auch regelmäßig das Magazin erhalten? Dann macht euch Borussia!

Hans Meyer im Gespräch mit FohlenEcho-Gastautor Bernd Schneiders in Nürnberg.
Hans Meyer feierte heute seinen 80. Geburtstag.

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