„Eine Entwicklung geht nicht auf Knopfdruck“ – Sportdirektor Roland Virkus im Interview

Borussias Sportdirektor Roland Virkus spricht im Interview über die WM-Teilnehmer der Fohlen, die erste Saisonhälfte und die Rückkehr auf den Borussia-Weg.

Roland, die Weltmeisterschaft läuft noch. Jonas Hofmann (Deutschland), Joe Scally (USA) und Ko Itakura (Japan) sind ausgeschieden, Yann Sommer und Nico Elvedi stehen mit der Schweiz im Achtelfinale, Marcus Thuram mit Frankreich bereits im Viertelfinale. Wir bewertest du den bisherigen sportlichen Turnierverlauf aus Sicht der Borussen?

Roland Virkus: Aus sportlicher Sicht freut es uns als Klub natürlich, je länger unsere Spieler bei der Weltmeisterschaft dabei sind. Schade ist, dass Hoffi mit dem DFB-Team so früh ausgeschieden ist und Joe Scally keine Einsatzzeit bekommen hat; und auch das gestrige Aus von Japan, bei dem Ko Itakura gesperrt war, war sehr unglücklich. Wir freuen uns aber, dass Ko durch die WM nach seiner Verletzung wieder auf ein sehr gutes Spielniveau gekommen ist. Dass Marcus Thuram in der hochkarätig besetzten französischen Nationalmannschaft seinen Platz gefunden hat, ist auch sehr erfreulich. Nun gilt es heute Abend, den Schweizern die Daumen zu drücken. Insgesamt ist es super zu sehen, wie sich unsere Jungs bei der WM verkaufen und damit auch den Klub auf internationaler Bühne repräsentieren. Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass die Nationalspieler durch ihre WM-Teilnahme bei uns erst später ins Mannschaftstraining einsteigen werden.

Aufgrund der WM ist die Bundesliga bereits nach 15 Spieltagen in die Winterpause gegangen. Wie bewertest du die erste Saisonhälfte?

Virkus: Insgesamt können wir zufrieden sein. Wir hatten viele sehr gute Spiele dabei – zum Beispiel gegen Leipzig und Dortmund, aber auch gegen Köln und Hoffenheim. Nach langer Zeit haben wir auch mal wieder in Freiburg ein gutes Spiel gemacht; gegen eine sehr gute Freiburger Mannschaft hätten wir eigentlich gewinnen müssen, am Ende gab es ein 0:0. Was wir immer noch drin haben, sind Schwankungen in unseren Leistungen.

Woran gilt es noch zu arbeiten?

Virkus: Wir dürfen uns nicht auf die Spielweise des Gegners einlassen, sondern müssen unser Spiel durchziehen. Dazu gehört neben dem Ballbesitz auch eine gute Organisation. Zudem wollen wir auch in den Spielen, in die wir vielleicht als Favorit gehen, kompakter verteidigen. Das ist immens wichtig. Im Pokal ist uns das nicht gelungen. Das Aus in der zweiten Runde in Darmstadt ärgert mich jetzt noch. Das Los war nicht leicht, keine Frage. Wir haben dort eine ganz schlechte erste Halbzeit gespielt, da hatten wir überhaupt keinen Zugriff. Wir müssen Mittel und Wege finden, auch gegen diese Gegner zu bestehen. Da hatten wir auch in manchen Bundesligaspielen unsere Schwierigkeiten. Manchmal muss man auch einfach erstmal aushalten, ohne ein Gegentor zu bekommen, um dann sein Spiel umsetzen zu können. Nach der Winterpause wird es darum gehen, wieder gut reinzukommen, eine gewisse Stabilität zu finden und von Verletzungen verschont zu bleiben. Dann blicke ich der zweiten Saisonhälfte sehr zuversichtlich entgegen.

Borussia hat vor der Saison vier Neuzugänge verpflichtet. Nathan Ngoumou und Oscar Fraulo sind noch sehr junge, entwicklungsfähige Spieler. Was siehst du in ihnen?

Virkus: Nathan haben wir geholt, um in Umschaltsituationen mehr Schnelligkeit zu haben. Er hat bei uns auch schon angedeutet, was er leisten kann. Er ist zwar ungemein fleißig, muss aber noch besser finalisieren und vielleicht noch etwas stabiler werden gegen den Ball. Uns war klar, dass wir bei ihm Geduld brauchen. In Bezug auf Oscar Fraulo war für uns klar, dass wir mit ihm ein längerfristiges Projekt betreiben. Der Junge muss bei uns erstmal richtig ankommen. Er möchte tendenziell eher zu viel, dabei unterlaufen ihm schon mal Fehler. Daraus muss er lernen. Unsere Aufgabe ist es, dass wir bei ihm eine gewisse Stabilität erreichen.

Wie siehst du die bisherigen Leistungen von Ko Itakura und Julian Weigl?

Virkus: Das sind bereits jetzt Erfolgsstorys. Julian Weigl passt hervorragend in unser Spiel. Er steht für klaren Ballbesitz und macht wenig Fehler. Jule ist aber auch in der Balleroberung clever. Er ist ein guter Junge, der auch für die Struktur der Mannschaft wichtig ist. Er ist hier super angekommen und fühlt sich sehr wohl. Bei Ko Itakura ist es unheimlich schade, dass er sich verletzt hat. Ich glaube, mit ihm hätten wir noch mehr defensive Stabilität gehabt in der Hinrunde. Er hat eine super Entwicklung gemacht, steht für Disziplin, Fleiß und Wille. Ich hoffe sehr, dass er die Weltmeisterschaft unbeschadet überstanden hat und dann nach seinem Urlaub wieder so einsteigen kann, wie er in den ersten Spielen performt hat.

Bis auf Julian Weigl, der mit seinen 27 Jahren aber auch alles andere als alt ist, sind es sehr junge Neuzugänge. Dazu kommen im Kader Spieler wie Luca Netz, Manu Koné, Joe Scally und Yvandro Borges Sanches. Inwiefern findet aus deiner Sicht gerade eine Rückkehr zum Borussia-Weg statt?

Virkus: Im besten Fall haben wir jede Position in der Mannschaft mit einem erfahrenen und einem jungen Spieler besetzt. Der junge Spieler muss immer in der Lage sein, den erfahrenen herauszufordern und möglicherweise auch zu ersetzen. Die Jungen müssen Druck auf die Älteren machen. Dadurch herrscht dann auch der nötige Konkurrenzkampf im Kader. Das ist ideal, um die Leistung hochzuhalten. Ein Beispiel: Ramy Bensebaini stand in der vergangenen Saison nicht immer zur Verfügung. Die Chance, die Luca Netz dann hatte, hat er genutzt. Das Gleiche gilt in dieser Spielzeit für Joe Scally. Und so muss es auf allen Positionen sein.

Seit Borussias Umzug vom Bökelberg in den BORUSSIA-PARK 2004 haben insgesamt 30 Spieler aus dem eigenen Nachwuchs mindestens ein Pflichtspiel für die Lizenzmannschaft bestritten. Zuletzt waren es eher weniger. Wieso verläuft diese Entwicklung von Spielern für die Profimannschaft eher wellenförmig?

Virkus: Das ist ein Prozess und liegt unter anderem daran, dass sich der Klub entwickelt hat. Wir haben häufiger international gespielt, dann ist es schwieriger, die Jungs an dieses absolute Top-Niveau heranzuführen. Es hat natürlich auch etwas mit der Ausbildung zu tun, aber auch mit der Stärke der einzelnen Jahrgänge. Und natürlich spielt auch die Qualität der einzelnen Spieler eine große Rolle. Man kann nicht jeden Nachwuchsspieler einfach oben reinwerfen. Damit tut man nicht jedem Spieler einen Gefallen.

Zuletzt wurden aber die Trikots von Yvandro Borges Sanches, Moritz Nicolas und Jan Olschowsky im Kabinengang aufgehangen, also von drei weiteren Borussen, die es aus dem eigenen Nachwuchs zu ihrem Pflichtspiel-Debüt für die FohlenElf geschafft haben.

Virkus: Das ist unser Weg und wird es immer sein. Der Trainer hat sich nicht davor gescheut, Yvandro in knappen Spielen reinzuwerfen. Natürlich riskiert man dann auch, dass der Junge einen Fehler macht, aber das gehört zur Entwicklung dazu. Er ist ein großes Talent. Jan Olschowsky ist in einer schwierigen Situation reingekommen und hat nach seinem Debüt in Bochum gegen Dortmund eine Top-Leistung gebracht. Die Jugend spielt bei uns natürlich eine große Rolle. Aber wieder auf den Weg zurückzukommen, geht nicht per Knopfdruck. Das ist ein Prozess.

Gehört es auch dazu, dass regelmäßig Spieler aus dem eigenen Nachwuchs bei den Profis mittrainieren?

Virkus: Genau, Simon Walde zum Beispiel hat eine super Vorbereitung bei den Profis gespielt, nachdem er gerade erst aus der U17 gekommen war. Er hat dort absolut überzeugt. Leider hat er sich dann verletzt. Er ist nun aber wieder auf dem Weg zurück auf den Platz. Mit Conor Noß, Rocco Reitz, Jan Olschowsky und Yvandro Borges Sanches haben wir vier feste Kaderplätze an Spieler aus der eigenen Jugend vergeben. Dazu kommt noch Torben Müsel, der mit 18 zu uns gekommen ist. Natürlich wollen wir solche Spieler auch nach an die Stamm-Elf heranführen. Das geht aber nicht von heute auf morgen. Diesem Prozess haben wir uns aber wieder verschrieben.

Inwiefern zeigt das Event „Die Legenden des Parks“ aus deiner Sicht, wofür Borussia Mönchengladbach steht und was es bedeutet, Teil der Borussia-Familie zu sein?

Virkus: Der Klub hat eine große Geschichte. Ein Teil dieser Geschichte wurde am Bökelberg geschrieben. Die neuere Geschichte hier im BORUSSIA-PARK. Es ist unglaublich, wenn man sieht, wer hier alles gespielt hat, sei es ein Igor de Camargo, Juan Arango oder Raffael – mit diesen Jungs verbindet man die neuere Geschichte von Borussia. Ich finde es daher super, dass wir dieses Event machen. Dass der eine oder andere, wie Juan Arango, sogar von Übersee angereist kommt, um dabei zu sein, zeigt die gegenseitige Wertschätzung – das macht man nicht für jeden Verein. Dafür muss man sich schon wohlgefühlt haben. Das macht uns unheimlich stolz. 

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