Eine außergewöhnliche Leistung in allen Bereichen

Der Tag danach: Die frühe Überzahl clever ausgespielt, drei Scorerpunkte von Jonas Hofmann, die emotionale Rückkehr von Yann Sommer und ein verletzter Julian Weigl – alles Wichtige zum 3:2-Sieg der FohlenElf gegen den FC Bayern München.

Die Geschichte des Spiels

Das Spiel nahm von Beginn an Tempo auf. Nach einem langen Ball in die Spitze konnte Dayot Upamecano den als einzige Spitze aufgebotenen Alassane Plea nur noch mit einem Foul stoppen. Für diese Notbremse sah der FCB-Verteidiger früh die Rote Karte. Nur wenige Minuten später nutzte Borussia die personelle Überzahl zur Führung. Jonas Hofmann legte einen Freistoß flach zurück an die Strafraumgrenze auf Lars Stindl, der per Direktabnahme ins rechte Eck traf. Borussias Kapitän verpasste kurz darauf nach toller Vorarbeit von Manu Koné nur haarscharf den Doppelschlag. „Meine Mannschaft hat in der Anfangsphase Resilienz und in der Folge viel Mut bei eigenem Ballbesitz gezeigt“, lobte Borussias Cheftrainer Daniel Farke.

Die Bayern zogen sich mit einem Mann wenig zwar etwas weiter zurück und überließen den Fohlen weitgehend die Spielkontrolle, schalteten aber immer wieder schnell um. Einer dieser Konter führte in der 35. Minute zum Ausgleich. Nach scharfer Hereingabe von Alphonso Davies war im Zentrum Eric-Maxim Choupo-Moting zur Stelle. „Wir haben in der ersten Hälfte offensiv sehr viel liegen lassen und sowohl im Pressing als auch im Ballbesitz teilweise zu wild gespielt. Und die Bayern haben eben eine so überragende individuelle Qualität, dass sie auch in Unterzahl durch eine Situation zum Ausgleich kommen können“, sagte Farke.

Die Gäste ordneten sich in der Pause neu und erwischten den besseren Start nach Wiederbeginn. Die Borussen ließen in dieser Phase defensiv jedoch kaum etwas zu und schlugen dann selbst mit ihrer ersten Gelegenheit nach dem Wechsel zu. Nach einem Doppelpass mit Alassane Plea schob Jonas Hofmann zum 2:1 ein. Nur zwei Minuten später scheiterte Ramy Bensebaini an der Oberkante der Latte. Im weiteren Verlauf entwickelte sich eine intensive Partie mit Chancen auf beiden Seiten.

Die Entscheidung gelang den Fohlen in der 84. Minute nach einem weiteren sauber vorgetragenen Konter. Hofmann legte von der rechten Seite im richtigen Moment für den eingewechselten Marcus Thuram ab, der aus fünf Metern traf. Zwar kamen die Bayern in der vierten Minute der Nachspielzeit durch Mathys Tel noch einmal heran, letztlich brachten die Borussen den 3:2-Sieg aber sicher nach Hause. Farke: „Die Jungs haben eine außergewöhnliche Leistung in allen Bereichen erbracht. Wir hatten eine richtig gute Energie auf dem Platz und haben das Spiel deshalb in Summe auch verdient gewonnen.“

Das Medienecho

Kicker: „Borussia Mönchengladbach bleibt ein Angstgegner für den FC Bayern. Durch das 3:2 gegen die Münchner blieb der VfL zum fünften Mal in Folge gegen den Rekordmeister unbesiegt.“

Rheinische Post: „Vor dem Spiel wurde Ex-Torwart Yann Sommer verabschiedet, sportlich war es aber keine schöne Rückkehr für den Torwart: Mit den Bayern verlor er 2:3 bei Borussia Mönchengladbach. Dayot Upamecano sah früh Rot.“

Süddeutsche Zeitung: „Die Gladbacher wussten mit ihrer Überzahl eine Menge anzufangen. Mal ließen sie die Münchner bei ihrem bemerkenswert abgebrühten Ballgekreisel zusehen, dann starteten sie wieder schnelle Konter auf das Tor von Rückkehrer Yann Sommer.“

Der Spieler des Spiels

Jonas Hofmann:  Jonas Hofmann spielte einmal mehr in dieser Saison groß auf und sicherte sich gleich in mehreren Statistiken den Bestwert unter den Borussia-Spielern: Die meisten Ballaktionen (91), die höchste Laufleistung (12 Kilometer), die meisten Sprints (36) und die meisten Torschussvorlagen (7). Nicht zu vergessen: Mit einem Treffer und zwei Vorlagen hatte der 30-Jährgige der Partie seinen Stempel ganz besonders aufgedrückt. Vor dem 1:0 hatte der deutsche Nationalspieler clever geschaltet, als er den freien Stindl bediente. Für das 2:1 war Hofmann nach Zuspiel von Plea selbst verantwortlich, beim 3:1 leistete er tolle Vorarbeit für Thuram. Dennoch war die Wahl zum Spieler des Spiels in der FohlenApp nicht so eindeutig wie man es hätte vermuten können. Letztlich setzte sich „Hoffi“ mit 31 Prozent aller Stimmen aber doch gegen Lars Stindl (28 Prozent) und Manu Koné (21 Prozent) durch. Hofmann sammelte in der Bundesliga übrigens schon elf Scorerpunkte gegen den deutschen Rekordmeister. Einzig BVB-Angreifer Marco Reus schafften bislang ebenso viele.

Die Randnotiz des Spiels

Dass ein gegnerischer Torhüter vor Beginn des zweiten Durchgangs, wenn er sich auf den Weg in das Tor vor der Nordkurve macht, mit Applaus und Sprechchören empfangen wird, darf getrost als Besonderheit bezeichnet werden. Überraschend war es allerdings nicht, dass Yann Sommer bei seiner Rückkehr eine Welle der Wiedersehensfreude und Dankbarkeit entgegenschlug. Für den 34-Jährigen war das Gastspiel im BORUSSIA-PARK, das der Spielplan nur 30 Tage nach seinem Wechsel zum Rekordmeister vorgesehen hatte, ein spezielles Erlebnis. „Ich hätte gerne hier gewonnen“, sagte Sommer. „Aber trotzdem ein großes Dankeschön an den Klub und die Fans, wie sie mich hier empfangen haben. Das ist sicher nicht selbstverständlich.“ Vor dem Anpfiff war Sommer offiziell verabschiedet worden und hatte aus den Händen von Sportdirektor Roland Virkus und Vizepräsident Rainer Bonhof ein großes Bild mit Motiven aus seiner Zeit bei den Fohlen überreicht bekommen.

Die Zahl zum Spiel: 300

Seit fast 20 Jahren ist der BORUSSIA-PARK nun schon die sportliche Heimat der Fohlen. Gegen den FC Bayern sahen die Fans nun das 300. Bundesligaspiel in ihrem Stadion – und bekamen eines, an das man sich gerne erinnern wird. Garniert wurde der 152. Bundesliga-Heimsieg im BORUSSIA-PARK (72 Unentschieden, 76 Niederlagen) mit einem Rekord: Erstmals in ihrer Geschichte blieb Borussia gegen Bayern München in fünf aufeinanderfolgenden Pflichtspielen ungeschlagen (3 Siege, 2 Unentschieden). Übrigens: Auch im ersten Bundesliga-Spiel im BORUSSIA-PARK, das am 14. August 2004 stattfand, hieß der Endstand 3:2 – damals allerdings für die Gäste aus Dortmund.

Die personelle Lage

Luca Netz schaffte es auf Grund von Oberschenkelprobleme nicht in den Kader. Julian Weigl (Magen-Darm-Grippe), Marcus Thuram (Wadenprobleme) und Joe Scally (muskuläre Probleme, die allesamt unter der Woche mit dem Training aussetzen mussten, standen zwar im Aufgebot, jedoch nicht in der Startelf. „Gegen die Bayern muss man Vollgas geben und leidensfähig sein. Da alle drei lediglich die Abschlusseinheit mitgemacht hatten, war es klar, dass sie nicht beginnen können“, erklärte Farke. Weigl und Thuram wurden Mitte des zweiten Durchgangs eingewechselt. Für den Erstgenannten war die Partie allerdings kurz vor Abpfiff bereits wieder beendet, weil er bei einem Zweikampf böse umknickte. Eingehende medizinische Untersuchungen am Sonntagvormittag ergaben, dass sich Weigl dabei einen Teilruptur des Syndesmosebands zugezogen hat. Der Mittelfeldspieler wird Borussia damit in den kommenden Wochen fehlen.

Die Tabellensituation

„Dieser Sieg tut uns mit Blick auf die Tabelle und die Stimmungslage richtig gut“, ordnete Farke den siebten Heimsieg seiner Mannschaft ein. Die Fohlen stehen nach 21 Bundesliga-Spieltagen mit 29 Zählern auf Platz acht und verkürzten den Rückstand auf den siebtplatzierten VfL Wolfsburg (30 Punkte) auf einen Punkt. Am Abend (19:30 Uhr) kann Bayer Leverkusen (27 Punkte) mit einem Sieg gegen Mainz noch an Borussia vorbeiziehen. „Unsere Saison ist bislang ein ständiges Auf und Ab. Ohne Konstanz wird es schwierig, unsere Ziele zu erreichen“, sagte Hofmann. „Deshalb gilt es, sich an diesem Sieg hochzuziehen und diese Gier, die wir gegen die Bayern hatten, auch in den anderen Spielen zu zeigen.“

Der Ausblick

Die Fohlen dürfen jetzt einen freien Tag genießen, ehe sie am Veilchendienstag um 15:45 Uhr in die Vorbereitung auf das Auswärtsspiel am Freitagabend (20:30 Uhr) beim 1. FSV Mainz 05 starten. Am Mittwoch bittet Farke seine Schützlinge um 10.45 Uhr auf den Trainingsplatz. Die Abschlusseinheit am Donnerstag findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.