Eine schwer zu akzeptierende Niederlage

Der Tag danach: Die mangelnde Effektivität vor dem gegnerischen Tor, das Startelf-Comeback von Florian Neuhaus und Werder Bremen vor der Brust – alles Wichtige zur 0:3-Niederlage der Fohlen bei RB Leipzig.

Die Geschichte des Spiels

„Dieses 0:3 ist hart und nur schwer zu akzeptieren, denn wir haben wirklich lange Zeit ein sehr gutes Auswärtsspiel bei einer Top-Mannschaft gemacht“, so die Analyse von Trainer Daniel Farke nach dem Abpfiff in Leipzig. Die Gastgeber hatten ihrerseits früh die Initiative ergriffen und das Spiel mit viel Ballbesitz kontolliert. „Aber genauso haben wir mit unserer Kompaktheit gegen den Ball das Spiel kontrolliert“, erklärte der Coach. „Und wir hatten Chancen, die Mannschaften nur ganz selten in Leipzig haben.“ So etwa in der 32. Minute: Marcus Thuram spritzte bei einem Fehler von Willi Orban dazwischen, schüttelte anschließend Josko Gvardiol ab und setzte seinen Versuch frei vor RB-Keeper Janis Blaswich an die Oberkante der Latte. Borussia kreierte viele genau solcher Umschaltmomente, die aber für Farkes Geschmack zu selten in gefährliche Torchancen mündeten: „Ich hätte mir gewünscht, dass wir in der einen oder anderen Phase etwas präziser gewesen wären und unseren Ballbesitz besser ausgespielt hätten.“

Wenige Zeigerumdrehungen nach dem Wiederanpfiff ergab sich dann für den VfL die dickste Gelegenheit, in Führung zu gehen, allerdings scheiterte Alassane Plea vom Punkt, nachdem zuvor Jonas Hofmann von David Raum elfmeterreif gefoult worden war – Blaswich hatte die Ecke geahnt (51.). Quasi im direkten Gegenzug nutzte Leipzigs Timo Werner einen Fehler von Manu Koné im Spielaufbau eiskalt aus und jagte das Leder von der Strafraumkante unhaltbar für Tobias Sippel unter den Querbalken in die Maschen (58.). „Das hat das Momentum des Spiels geändert“, konstatierte Farke und schob hinterher: „Wir haben trotzdem eine gute Reaktion gezeigt und intensiv gedrängt.“ Das zweite Tor der Partie fiel jedoch auf der anderen Seite: Plea traf mit seiner Grätsche im Sechzehner Amadou Haidara, Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck entschied auf Strafstoß, den Emil Forsberg zum 2:0 für die Gastgeber nutzte (71.). „Alassane ist ein erfahrener Spieler, der schon eine Menge Schlachten für Borussia geschlagen hat. Er weiß ganz genau, dass er den Elfmeter reinmachen sollte und es unnötig war, in so einer Situation zu grätschen. Das muss ich ihm nicht nochmal erzählen“, bekräftigte Farke und ergänzte: „Lasso kann heute und morgen enttäuscht sein. Ab nächster Woche geht es dann wieder darum, für das nächste Spiel bereit zu sein.“

In der Schlussphase erhöhte Gvardiol dann nach einem Eckball zum 3:0 für RB (80.). „Das Ergebnis fällt klar und deutlich aus, das müssen wir akzeptieren. Wir waren nicht effektiv genug und haben unsere Chancen nicht genutzt – das kannst du dir auf diesem Level nicht erlauben. Hinzu kamen diese erheblichen individuellen Fehler vor den ersten beiden Gegentoren. Wenn du das in Summe anbietest, verlierst du Spiele“, so Farke. Leistungsmäßig könne er seiner Mannschaft kaum einen Vorwurf machen. „Aber klar: Wenn du mit 0:3 nach Hause fährst, bist du natürlich enttäuscht und hast auch nicht alles richtig gemacht.“

Das Medienecho

Rheinische Post: „Lange Zeit hatte es nicht danach ausgesehen, als ob Borussia in Leipzig ihre dritte Auswärtsniederlage in Folge mit mindestens drei Toren Differenz würde hinnehmen müssen.“

Kicker: „RB Leipzig hat wieder einmal zuhause gegen Gladbach gewonnen. Dabei fand das Spiel lange Zeit auf Augenhöhe statt - ein Borusse wurde aber auf beiden Seiten zum Pechvogel und leitete damit die Niederlage bei RB ein.“

Süddeutsche Zeitung: „In der Gegenwart sah es dann so aus, dass RB um Dominanz bemüht war, aber die Gäste durchaus ihre Momente reklamieren durften.“

Der Spieler des Spiels

Tobias Sippel: Bei der von Cichon Personalmanagement präsentierten Wahl zum Spieler des Spiels in der FohlenApp setzte sich Tobias Sippel mit 41 Prozent der Stimmen durch. Der Routinier stand durch die Ausfälle von Jonas Omlin (Oberschenkelzerrung) und Jan Olschowsky (Magen-Darm-Erkrankung) erneut zwischen den Pfosten und erwies sich ein ums andere Mal als sicherer Rückhalt, bei den Gegentoren war er machtlos. Spektakulär waren zudem seine Rettungsaktionen gegen Yussuf Poulsen (80.) und Dominik Szoboszlai (90.) in der Schlussphase der Partie – zwei herausragende Paraden des 34-Jährigen verhinderten einen weiteren Leipziger Einschlag. Für Sippel war es der siebte Pflichtspieleinsatz in dieser Saison.

Die personelle Lage

Neben Omlin und Olschowsky musste Borussia in Leipzig auf Julian Weigl (Teilruptur des Syndesmosebandes) und Tony Jantschke (Meniskusriss) sowie den Gelb-Rot gesperrten Ramy Bensebaini verzichten. „Unsere personelle Situation ist angespannt, in Jonas Omlin, Julian Weigl und Ramy Bensebaini fehlen wichtige Spieler“, unterstrich Farke. Florian Neuhaus hingegen gab am Samstag – genau sechs Monate nach seiner im September 2022 im Auswärtsspiel beim SC Freiburg erlittenen Teilruptur des hinteren Kreuzbands – sein Startelf-Comeback. „Flo hat hart gearbeitet und in den vergangenen Wochen sehr, sehr gut trainiert. Deshalb hatte ich auch das Gefühl, dass er bereit ist. Es war kein einfaches Spiel für ihn, nichtsdestotrotz war es nach der langen Pause eine durchaus ansprechende Leistung“, sagte der Trainer. Neuhaus selbst sagte nach Abpfiff: „Natürlich war es schön, wieder von Beginn an auf dem Platz zu sein, ich habe mich sehr gefreut, mal wieder in der Startelf zu stehen. Aber in erster Linie ist das Ergebnis der Mannschaft wichtig und das war leider negativ. Deswegen bin auch ich unzufrieden mit diesem Duell. Ich hätte unheimlich gerne gewonnen, das hätte mein Startelf-Comeback abgerundet.“ In der ersten Minute der Nachspielzeit kam zudem Oscar Fraulo, der für Koné eingewechselt wurde, zu seinem Bundesliga-Debüt für die Fohlen. 

Die Zahl zum Spiel

340: Patrick Herrmann kam durch seine Einwechslung in Leipzig zu seinem insgesamt 340. Bundesliga-Einsatz für den VfL. Damit überholte der 32-Jährige in der Tabelle von Borussias Rekordspielern Christian Hochstätter (339) und liegt nun hinter Berti Vogts (419), Uwe Kamps (390) und Herbert Wimmer (366) auf Platz vier.

Die Tabellensituation

In der Bundesliga-Tabelle rangiert die FohlenElf nach wie vor mit 30 Punkten auf dem zehnten Platz, kann aber am heutigen Sonntag noch vom SV Werder Bremen, der ebenfalls bei 30 Zählern steht, jedoch das schlechtere Torverhältnis hat, überholt werden – die Hanseaten haben ab 17:30 Uhr Bayer 04 Leverkusen zu Gast. Dahinter rangieren der 1. FC Köln (12.) und der FC Augsburg (13.) mit jeweils 27 Zählern. Direkt vor den Borussen sind aktuell die Leverkusener (9.) mit 31 Punkten platziert. 

Der Ausblick

Für das Team von Cheftrainer Daniel Farke stand am heutigen Sonntagvormittag das Auslaufen bzw. Spielersatztraining auf dem Programm. Am Dienstagnachmittag (15:45 Uhr) nehmen die Borussen dann die Vorbereitung auf das kommende Heimspiel am Freitagabend gegen Bremen auf. Anstoß der Partie im BORUSSIA-PARK ist um 20:30 Uhr. (Hier geht's zum Online-Ticketshop) „Ich hoffe, dass wir jetzt eine gute Woche haben und vielleicht der eine oder andere Torhüter zurückkommt“, so Farke. Im Hinblick auf das Duell mit Werder sagte er: „Auf Bundesliga-Level ist jedes Spiel schwierig. Du musst immer bereit sein, für jeden Zähler zu kämpfen. Das versuchen wir jede Woche und schauen, was am Ende dabei für uns herauskommt. Wenn wir am Freitag eine gute Leistung zeigen, kommen wir auch da wieder für Punkte infrage.“