Ex-Profi bringt Fans die Borussia-Historie nahe

Norbert Ringels machte als Außenverteidiger über 200 Spiele für die FohlenElf, gewann zwei Meisterschaften und den UEFA-Cup. Heute bringt er Fans die VfL-Historie nahe – als Aufsicht in der FohlenWelt

Die beiden haben keine Ahnung, wer da vor ihnen steht und ihnen gerade geholfen hat, in der virtuellen Pressekonferenz ein einzigartiges Souvenir von ihrem Besuch in der FohlenWelt zu erschaffen. Sie bedanken sich und setzen ihren Rundgang fort. Norbert Ringels schmunzelt: „Ich binde es nicht jedem direkt auf die Nase, dass ich einst Profi bei Borussia war. Ich will mich da nicht aufdrängen.“ Klar, es gibt auch Fans, die genau wissen, mit wem sie es zu tun haben. „Manche haben eine Mappe mit Bildern von mir dabei und fragen mich nach Autogrammen. Einmal waren zwei Damen hier, die wussten beinahe mehr über mich und meine Borussia-Zeit als ich selbst. Da habe ich mich fast ein bisschen geschämt“, sagt der ehemalige Verteidiger. Manchmal, wenn Besucher in Borussias interaktivem Vereinsmuseum ein besonderes Interesse zeigen, dann tippt er schon mal auf das Namensschild auf seinem Borussia-Pullover und outet sich als ein Stück lebendige Vereinsgeschichte. „Die Leute freuen sich meistens, etwas aus erster Hand zu erfahren. Und sie haben sofort viele Fragen“, sagt Ringels beim Gang durch die Ausstellung.

Dort gibt es unzählige Punkte, die direkt an Norbert Ringels‘ Leben anknüpfen, zum Beispiel den Bereich FohlenPhilosophie. Der gebürtige Mönchengladbacher ist wohl das, was man schon in den 70er-Jahren ein Vorzeige-Fohlen nannte: Als Jugendspieler wechselt er von Germania Geistenbeck zu Borussia und spielt sich durch die Jugendmannschaften in den Kader von Cheftrainer Udo Lattek. Ringels ist ein begabter Außenverteidiger, beidfüßig und demütig: „Als ich in die erste Mannschaft kam, gespickt mit Stars wie Berti Vogts, Allan Simonsen, Jupp Heynckes – da war ich einfach dankbar, mittrainieren zu dürfen. Wenn ich dann am Spieltag mal im Kader Stand, war das das Größte.“ Auch weil er seinen Wehrdienst noch ableisten muss, bleibt Ringels in den ersten Jahren nur die Rolle des Ersatzspielers, ehe er ab der Saison 1978/79 zum festen Inventar der FohlenElf wird.

Zeitreise zu den „besten Tagen“

In der Schatzkammer der FohlenWelt angekommen, blickt Ringels den UEFA-Cup von 1979 liebevoll an. „Den in Händen zu halten, war sensationell“, sagt er. Gleich nebenan im Raum Magische Nächte werfen Beamer zwei seiner absoluten Karrierehöhepunkte an die Wand. Den 3:2-Sieg bei Inter Mailand im November 1979, bei dem er in San Siro das 2:2 schoß, und das Spiel bei der AS St. Etienne, das die Fohlen im März 1980 4:1 gewannen. Ringels schwärmt: „Das war ein Spiel wie im Traum.“

Der 66-Jährige schiebt in der Regel zwei Schichten pro Woche als Aufsicht in der FohlenWelt. Und er genießt es, dabei wie ein Zeitreisender durch „die besten Tage meines Lebens“ zu wandeln. Als die FohlenWelt 2019 eröffnete, meldete sich Ringels, der zuvor beim lokalen Versorgungsunternehmen NEW arbeitete, direkt beim damaligen FohlenWelt-Leiter Elmar Kreuels. „Ich wollte als Rentner nicht zu Hause sitzen und zusehen, wie ich alt werde. Hier bin ich in den Erinnerungen an meine Jugend unterwegs. Bei manchen Filmen, die hier laufen, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut. Das gibt mir einen Kick.“ Nach einer zwischenzeitlichen Corona-Pause ist er nun wieder mit Herzblut dabei.   

Ringels hat zwischen 1975 und 1985 insgesamt 218 Spiele für Borussia gemacht und dabei zehn Tore erzielt. Er holte hier zwei Meisterschaften und einmal den Europapokal. Bis 1987 ließ er seine Karriere noch bei VVV Venlo in den Niederlanden ausklingen. „Fußball und Borussia, das war immer meine Leidenschaft“, sagt Ringels. Wenn er an einem Spieltag Dienst in der FohlenWelt hat, geht er nach der Schicht einfach rüber zum Ehemaligenstammtisch im Stadion, um sich mit den alten Teamkameraden das Spiel anzuschauen. „Ich habe für mich einen Weg gefunden, auch im Rentenalter meine Leidenschaft auszuleben“, sagt er.

Dies ist eine gekürzte Fassung aus einem in der 84. Ausgabe des „FohlenEcho – Das Magazin“ erschienenen Textes. Ihr wollt auch regelmäßig Borussias exklusives Mitgliedermagazin im Briefkasten haben? Dann macht euch Borussia!