Schmadtke: „Ich spüre eine sehr positive Energie“

Standpunkt: Sportdirektor Nils Schmadtke spricht über die zurückliegende Vorbereitung der Fohlen, den neuen Teamgeist, das Mitnehmen der Fans, das bevorstehende Pokalspiel und verschiedene Personalien.

Nils, die FohlenElf hat den größten Teil der Sommervorbereitung hinter sich gebracht und ist in allen sechs Testspielen ungeschlagen geblieben. Wie ordnest du die zurückliegenden fünf Wochen ein?

Schmadtke: Wir haben uns sehr gut auf die kommende Saison vorbereitet und werden in dieser Woche den Fokus zu 100 Prozent auf das bevorstehende Pokalspiel richten. Die Testspiel-Ergebnisse waren recht positiv, was uns ein gutes Gefühl gibt. Man sollte sie aber auch nicht überbewerten, weil es eben erstens Testspiele waren und zweitens viele andere Bundesligisten in der Vorbereitung auf die kommende Saison ebenfalls sehr gute Resultate eingefahren haben. Dennoch glaube ich, dass wir insgesamt auf einem sehr guten Weg sind. Dieser Weg ist allerdings lang, und wir haben jetzt erst die ersten Schritte gemacht.

Bei der Generalprobe gab es am zurückliegenden Wochenende ein 2:2 gegen HSC Montpellier. Wie hast du dieses Spiel erlebt?

Schmadtke: Es war auf jeden Fall ein guter Härtetest für uns, weil Montpellier viele gute Fußballer in seinen Reihen hat und wir uns gegen diesen Gegner auf verschiedene Spielsituationen einstellen konnten. Wir möchten in unseren Handlungen flexibel auf dem Platz sein – und in dieser Hinsicht hat die Partie ihren Zweck definitiv erfüllt.

Insbesondere im Trainingslager am Tegernsee hatte man als Beobachter den Eindruck, dass ein neuer Teamgeist entstanden ist. Wie hast du das wahrgenommen?

Schmadtke: Ich spüre innerhalb des Teams eine sehr positive Energie. Trotz des Umbruchs im Sommer haben wir bereits jetzt ein hervorragendes Mannschaftsgefüge. Die Abläufe mit dem Trainerteam, Staff und der Mannschaft funktionieren sehr gut, da bewegen wir uns in den richtigen Bahnen. Die Mannschaft strahlt sehr positive Vibes aus, und man merkt, dass sich innerhalb des Teams auf natürliche Art und Weise eine neue Hierarchie bildet und sich neue Führungspersönlichkeiten herauskristallisieren. Ein gutes Beispiel für diesen neuen Geist ist die Körpersprache einiger Jungs, die jetzt eine ganz andere ist als in der Vergangenheit. Ich bemerke auch im Staff einen großen Zusammenhalt. Alle sind sehr motiviert – das merkt die Mannschaft, die uns das zurückgibt.

Bei der Saisoneröffnung am zurückliegenden Wochenende war eine gewisse Aufbruchstimmung auch bei den Fans zu erkennen. Wie wollt ihr die Anhänger in der neuen Saison mitnehmen?

Schmadtke: Wir müssen es wieder schaffen, Spieler auf dem Platz zu haben, für die es etwas Besonderes ist, die Raute zu tragen, und die in jedem Spiel 100 Prozent abrufen. Es wird sicher auch mal vorkommen, dass diese 100 Prozent nicht für einen Sieg reichen, aber die Fans sollen spüren, dass wir immer an unsere Grenzen gehen. Wenn wir unser Herz auf dem Platz lassen und alles für Borussia geben, werden wir auch die Fans wieder geschlossen hinter uns bekommen.

Der Trainer hat sich festgelegt: Jonas Omlin ist Mannschaftskapitän, Julian Weigl sein erster und Florian Neuhaus sein zweiter Stellvertreter. Wie ordnest du diese Entscheidung ein und was erwartest du von den dreien, aber auch vom Mannschaftsrat?

Schmadtke: Gerade in dieser jungen Mannschaft ist es wichtig, dass erfahrene Spieler die Führungsrollen übernehmen. Jonas ist ein Spieler, der vorangeht und gerne Verantwortung übernimmt. Als Torwart ist es für ihn aber schwierig, in allen Spielsituationen auf seine Teamkollegen einzuwirken, das werden dann seine beiden Stellvertreter und die vier Mitglieder des Mannschaftsrats übernehmen. Die erfahrenen Jungs sollen vorangehen, das Team immer wieder einfangen und als Stütze für die jungen Spieler dienen. Wir haben im Mannschaftsrat ganz unterschiedliche Charaktere. Ich bin davon überzeugt, dass sie es durch ihre verschiedenen Wesenszüge schaffen werden, das Team gemeinsam zu führen. 

Mit welchen Zielen geht ihr in die neue Saison?

Schmadtke: Wir möchten eine ruhige uns saubere Saison spielen, machen unser Ziel aber nicht am Tabellenplatz fest. Primär geht es darum, dass wir uns fußballerisch und als Mannschaft weiterentwickeln. Wichtig wird sein, dass wir auch dann zusammenstehen, wenn wir auch mal zwei, drei Nackenschläge hinnehmen müssen. Gerade in dieser Phase dürfen wir uns nicht von unserem eingeschlagenen Weg abbringen lassen.

Zum ersten Pflichtspiel am Freitagabend in Osnabrück beim TuS Bersenbrück werden mehr als 10.000 VfL-Fans dabei sein. Was sagst du dazu?

Schmadtke: Das ist der absolute Wahnsinn. Es wird am Freitag in Osnabrück ein echtes Heimspiel für uns. Man hat schon im Trainingslager am Tegernsee und auch am zurückliegenden Wochenende bei der Saisoneröffnung gemerkt, welch enorme Energie die Fans mitbringen. Ich bin mir sicher, dass bei dieser Atmosphäre der Rasen am Freitag von der ersten Sekunde an brennen wird.

Rein sportlich dürfte bei einem Oberligisten nur das Weiterkommen für Borussia zählen…

Schmadtke: Auf jeden Fall! Wir werden Vollgas geben, um dort die nächste Runde zu erreichen. Wenn wir morgen in die neue Trainingswoche starten, richten wir den Fokus voll auf Bersenbrück. Der Pokal hat bekanntlich seine eigenen Gesetze, und der Underdog wird sicher alles reinwerfen und versuchen, uns ein Bein zu stellen. Wir werden das Spiel deshalb sehr ernst nehmen. Trotzdem erwarten wir bei einem Fünfligisten natürlich einen Sieg.

Das Transferfenster ist noch drei Wochen geöffnet. Wird sich bei Borussia noch etwas tun – sowohl auf der Abgangs- als auch auf der Zugangsseite?

Schmadtke: Möglicherweise werden wir Oscar Fraulo für eine Saison an einen anderen Verein verleihen. Er ist jetzt in einem Alter, in dem er Spielpraxis auf möglichst hohem Niveau benötigt. Wir sind mit ihm in offenen und transparenten Gesprächen und hoffen, dass es mit einer Leihe klappt, damit er dann nach seiner Rückkehr bereit wäre, hier um einen Stammplatz zu kämpfen. Über Nico Elvedi wurde in den vergangenen zwei Wochen ja schon viel gesagt. Es gibt aber nach wie vor noch keine Entscheidung, so dass wir weiter abwarten müssen, was mit ihm passiert. Ansonsten beobachten wir weiter wachsam den Markt. Wenn sich etwas auftut, das uns sportlich weiterhilft und finanziell machbar ist, würden wir uns sicherlich nicht davor verschließen.

In der U23 hält sich derzeit Amin Younes fit. Ist er ein möglicher Zugang?

Schmadtke: Nein, das ist überhaupt kein Thema. Amin ist nach seiner Vertragsauflösung momentan vereinslos und hat gefragt, ob er sich hier bei Borussia in der U23 fit halten darf. Da Amin viele Jahre zur FohlenFamilie gehört hat, haben wir diesem Wunsch entsprochen. Er wird sich hier für eine neue Aufgabe vorbereiten, die aber nicht bei Borussia in der Lizenzmannschaft liegen wird.