Weigl: „Es ist meine Aufgabe, den Schritt in die erste Reihe zu gehen“

Julian Weigl hat in der aktuellen Ausgabe des FohlenEcho – Das Magazin in einem ausführlichen Gespräch über seine Rollen als Führungsspieler und Kommunikator gesprochen.

„Ich gehe noch schnell duschen und komme direkt hoch.“ Julian Weigl ist etwas unter Zeitdruck. Nach dem Training ist der Co-Kapitän von Borussia mit seinem ehemaligen Mannschaftskollegen Marco Reus zum Essen verabredet, und doch will er sich für das Gespräch mit dem FohlenEcho so viel Zeit wie möglich nehmen. Der 28-Jährige geht seit seinem ersten Tag bei Borussia als einer der Führungsspieler voran, auf dem Platz, in der Kabine und in seinen Aussagen nach außen. Ehrlich, direkt und meinungsstark – so kennen ihn Borussias Fans. Und so zeigt er sich auch in diesem Gespräch über Kommunikation und Verantwortung.

Julian Weigl: Gestern hatte ich ein Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit, da wurde ich zum Thema „Umgang mit Schiedsrichtern“ befragt – ein extrem wichtiges und aktuelles Thema, aber die Fragen waren sehr anspruchsvoll und komplex. Jetzt wird es hoffentlich etwas leichter, oder?

Warten wir mal ab, doch zeigt das Interview mit der Zeit ganz gut, warum wir heute dieses Gespräch mit dir führen wollen. Es macht deutlich, dass du mittlerweile zu einem der Sprachrohre der FohlenElf geworden bist. Gehört die Kommunikation nach außen für dich zu den Aufgaben, die du als einer der Führungsspieler ausfüllen möchtest?

Weigl: Das gehört definitiv dazu, wenn man Verantwortung übernehmen will. Ich bin aber auch einfach ein kommunikativer Typ, der keine Angst davor hat, in Interviews seine Meinung zu sagen, auch wenn es schwierigere Themen sind.

Auch nach Niederlagen bist du dementsprechend häufig einer, der vor der Kamera sein Statement abgibt.

Weigl: Ich finde, man muss auch zur Presse gehen, wenn es mal nicht so gut läuft. Man kann nicht immer nur nach Erfolgen etwas sagen und sich abfeiern lassen. Kritische Fragen gehören dazu. Natürlich ist es nicht immer einfach, darauf zu antworten, aber ich lasse das Spiel vor dem Interview dann nochmal schnell Revue passieren und sage das, was ich in diesem Moment fühle.

Wie zufrieden bist du mit deinen eigenen Interviews nach dem Spiel?

Weigl: Ich gebe mir als Schulnote eine solide 3. Meine Frau würde jetzt sagen, mir rutscht zu oft ein „Auf jeden Fall“ heraus – da muss ich ihr auch recht geben. Manchmal kommen mir auch ähnliche Floskeln über die Lippen. Das liegt zum einen daran, dass man immer wieder die gleichen Fragen gestellt bekommt, zum anderen, dass man gewisse Sachen nicht sagen möchte. Das ist leider so. Vor allem in den sozialen Netzwerken werden Zitate, die nicht ganz glücklich sind, rausgepickt oder aus dem Zusammenhang gerissen und fliegen einem um die Ohren, deswegen muss man da aufpassen.

Ist es denn ein Muss, als erfahrener Spieler, wie du es bist, Verantwortung zu übernehmen? Manchmal wäre das Leben ja einfacher, wenn man im Hintergrund bleibt.

Weigl: Es ist kein Muss. Bei Borussia haben wir einige Spieler, die Verantwortung übernehmen, aber jeder sollte in erster Linie das tun, mit dem er sich wohlfühlt. Das bedeutet nicht zeitgleich, sich das Leben einfach machen zu wollen. In einer Mannschaft sind ganz unterschiedliche Charaktere vertreten. Und niemand soll eine Rolle spielen, die nicht zu ihm passt, nur weil er der Meinung ist, dass das verlangt wird. Es kann sogar sehr wertvoll sein, wenn ein Mitspieler eher zur ruhigen Sorte gehört und nur in Ausnahmefällen etwas anspricht. Dann erschrickt man erstmal, weil man so überrascht ist, weiß aber zeitgleich, dass die Situation ernst sein muss.

Du fühlst dich in der Rolle als Kommunikator aber wohl?

Weigl: Für mich ist das keine Rolle, das gehört einfach zu meiner Persönlichkeit. In der vergangenen Saison habe ich noch mehr beobachtet, weil ich da eher in der zweiten Reihe der Führungsspieler war. Da waren andere Spieler verantwortlich dafür, die Mannschaft zu pushen. Durch den Umbruch ist es meine Aufgabe, den Schritt in die erste Reihe zu gehen. Im Sommer schwirrte deswegen oft die Frage in meinem Hinterkopf herum, ob ich ab jetzt also zu jeder Zeit Dinge ansprechen muss. Diese Unsicherheit hat mir der Trainer aber in gemeinsamen Gesprächen genommen. Er hat mir deutlich gemacht, dass ich ein wichtiger Spieler bin und mich dafür nicht verstellen muss. Ich weiß durch ihn, dass ich nur etwas ansprechen muss, wenn sich das in dem Moment richtig für mich anfühlt. Das ist ein beruhigender Gedanke.

Jetzt trägst du stellvertretend für Jonas Omlin die Kapitänsbinde auf dem Platz. Ändert sich dadurch etwas in deinem Auftreten?

Weigl: Erstmal habe ich mir gewünscht, dass Jonas immer fit bleibt und ich die Binde nie tragen muss. Jetzt versuche ich aber, ihn so gut es geht zu vertreten. Natürlich ist es etwas Besonderes, die Mannschaft aufs Feld zu führen und es ändert auch etwas am Auftreten. Ich sehe es schon als eine meiner Aufgaben an, mit dem Schiedsrichter zu sprechen und derjenige zu sein, der sich vor seine Mannschaft stellt und versucht, hitzige Situationen zu lösen. Manchmal kann es auch angebracht sein, dass ich das Stadion anheize, aber auch hier gilt für mich: Ich mache nur Sachen, die nicht unnatürlich sind und mit denen ich mich wohlfühle.

Dieses Interview ist ein Auszug aus der 87. Ausgabe des „FohlenEcho – Das Magazin“. Ihr wollt auch regelmäßig Borussias exklusives Mitgliedermagazin im Briefkasten haben? Dann macht euch Borussia!

Julian Weigl - Führungsspieler und Vize-Kapitän
Julian Weigl möchte ein Kommunikator der Mannschaft sein.

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