Wolfsburg-Sieg gibt Rückenwind: Spiel der vielen Geschichten

Durch den 4:0 (2:0)-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg bestätigte Borussia die aufsteigende Form der letzten Wochen. Der Heimsieg gegen die Niedersachsen brachte viele interessante Themen hervor und ist für den Prozess der Fohlen nicht nur mit Blick auf die eingefahrenen Punkte wichtig.

Es wäre nachvollziehbar, an dieser Stelle ausführlich die Geschichte von Rocco Reitz‘ erstem Bundesliga-Tor zu erzählen. Reitz, der seit der U9 alle Nachwuchsmannschaften im FohlenStall durchlaufen hat und jetzt bei den Profis für Furore sorgt. Genauso angemessen wäre es, mit diesen Zeilen explizit Franck Honorat oder Alassane Plea zu würdigen. Die beiden Franzosen, die mit ihren Toren – für Honorat ebenfalls das erste in der Bundesliga –, Vorlagen und vielen weiteren Aktionen maßgeblich am Heimsieg gegen den VfL Wolfsburg beteiligt waren. Es könnte auch um Moritz Nicolas gehen, der sich in der Bundesliga erstmals über ein Spiel ohne Gegentor freuen durfte – und das auch deutlich sichtbar tat. Und da wäre ja auch noch Tomáš Čvančara, sein 1:0 und die Geschichte, dass er kurz vor seinem Treffer seinen kaputten Schuh tauschen wollte, nach seinem Tor aber noch bis zur Halbzeit damit wartete.

Fohlen beweisen Effizienz und gutes Timing

Das 4:0 (2:0) gegen den VfL Wolfsburg war definitiv ein Spiel der vielen Geschichten. Eines, in dem die von Trainer Gerardo Seoane attestierte „disziplinierte Leistung, mit großem Engagement und großer Laufbereitschaft“ den Grundstein legte für einen Abend, an dem für Sportdirektor Nils Schmadtke einen großen Gewinner gab: das Team. „Irgendwen hervorzuheben, ist schwierig. Es waren alle Jungs auf dem Platz, es waren die Jungs, die von der Bank gekommen sind und es war die ganze Stimmung, auf der Bank und rund um die Mannschaft, die top war. Das alles hat geholfen.“ (#BMGWOB: Die Stimmen zum Spiel)

Eine große Hilfe war gegen die Niedersachsen auch das Timing der Fohlen. Nach einer gleichermaßen ausgeglichenen wie chancenarmen Anfangsphase nutzte Borussia den ersten schön herausgespielten Angriff zur Führung durch Čvančara (16.), die Reitz mit seiner aufmerksamen Balleroberung und seinem entschlossenen Abschluss kurz vor der Pause ausbaute (42.).

Nach dem Seitenwechsel folgte dann zwar eine Druckphase der Wolfsburger, doch anders als in der Vorwoche in Freiburg gelang es Borussia dieses Mal, sich immer wieder aus der Umklammerung zu befreien und selbst die Initiative zu ergreifen. „Die eine oder andere schlechte Erfahrung hilft, um einen Schritt nach vorne zu machen“, erkannte Seoane einen Lernprozess bei seinem Team. „Die Mannschaft hat nicht zugesehen, was passiert und ist viel aktiver geblieben. Das 3:0 war ein Befreiungsschlag.“ Oder, um es mit den Worten des Torschützen Franck Honorat zu sagen: „Das dritte Tor kam zur rechten Zeit und tat sehr gut.“ (64.)

Seoane: "Solche Resultate unterstützen den Prozess"

Anschließend kontrollierten die Fohlen das Geschehen deutlich besser und beseitigten mit dem sauberen Konter zum 4:0 durch Plea (71.) ohnehin alle Restzweifel an einem Sieg, der nicht nur für die Tabelle, sondern vielmehr für den eingeschlagenen Weg wichtig war und der Mannschaft weiteren Rückenwind geben kann. „Solche Resultate unterstützen den Prozess und geben Vertrauen in die ganze Arbeit. Das gilt für die Spieler, aber auch für den Staff und die Zuschauer, die auch in schwierigen Momenten immer zu uns gehalten haben“, befand Seoane.

Nach der enttäuschenden Niederlage im Derby beim 1. FC Köln habe bei seiner Mannschaft laut Seoane „eine extreme Reaktion im Team stattgefunden, durch Energie und Kommunikation.“ Die daraus resultierenden drei Siege – inklusive Einzug ins DFB-Pokal-Achtelfinale – und das Unentschieden in Freiburg sind für Sportdirektor Schmadtke „in Summe vier gute Spiele, die die Mannschaft abgeliefert hat.“ Überhaupt gingen von den letzten neun Pflichtspielen nur zwei verloren – neben dem Derby noch das 0:1 gegen RB Leipzig. „Wir gehen mit einem positiven Gefühl in die Länderspielpause“, erklärt Schmadtke. „Wir versuchen das zu konservieren und gehen das nächste Spiel in Dortmund dann positiv an.“ Mal sehen, welche Geschichten dort geschrieben werden.