Extraschichten für Körper und Kopf

Zum Talentmanagement bei Borussia gehören eine eigene Trainingsgruppe, umfassende Leistungsanalysen und eine individuelle Belastungssteuerung. Optimale Bedingungen für den letzten Schritt der VfL-Talente hin zum Profifußballer

Seit Beginn dieser Saison versammelt Borussias Co-Trainer Guido Streichsbier – auf dem Platz meist unterstützt von Assistenzcoach Oliver Neuville, Athletiktrainer Nicolas Dyon und U23-Torwarttrainer Milenko Gilic – einmal pro Woche die besten Spieler aus der U19, der U23 und dem Profikader zu einem Sondertraining. Sportdirektor Nils Schmadtke erklärt, was es damit auf sich hat: „Wir haben in der Sportlichen Leitung überlegt, wie wir die alltäglichen Bedingungen für die Entwicklung unserer Talente verbessern können. Und dazu gehört neben dem passenden Trainerpersonal auch eine regelmäßige zusätzliche Einheit für unsere Talente.“

Bei der Ausbildung im FohlenStall gehe es zwar um eine Entwicklung über einen längeren Zeitraum, ergänzt NLZ-Direktor Mirko Sandmöller, und das „Talentetraining ist eine wichtige Maßnahmen den Jungs einen richtigen Reiz zu geben Sie können mit jedem Talentetraining eine Visitenkarte abgeben. Die Teilnahme ist ein Privileg, das sie sich verdienen müssen. Es ist eine Belohnung.“

Virkus: "Das ist der Borussia-Weg“

Borussia will die beiden Talent-Säulen des Kaderaufbaus der FohlenElf, die Eigengewächse aus dem NLZ und die verpflichteten Toptalente, stärker machen. „Das ist in unserer Vereins-DNA fest verankert. Das ist der Borussia-Weg“, hatte Roland Virkus, Borussias Geschäftsführer Sport, vor der Saison gesagt. Cheftrainer Seoane und sein Co, Patrick Schnarwiler, die viele Jahre im Jugendbereich gearbeitet haben, passen da ebenso ins Konzept wie Co- und Talentetrainer Streichsbier, der vom DFB kam. Er erklärt: „Wir haben viele Gespräche geführt und für uns festgestellt, dass wir die Umfänge für die jungen Spieler erhöhen müssen.“ Der Grund: Die Leistungslücke, wenn man in der Regionalliga oder in der U19 gespielt hat und jetzt in der Bundesliga bestehen soll, ist riesig. „Wir wollen versuchen, diese Lücke mit individueller Betreuung ein bisschen schneller zu schließen und den Jungs klarzumachen, was noch zu tun ist. Da ist das zusätzliche Talentetraining ein Baustein, bei dem wir spezielle Inhalte mit den Jungs durchgehen“, erklärt Streichsbier.

Die Inhalte sind die Basics, die man als Bundesliga-Spieler beherrschen muss: Schnelles Lösen vom Mann, gute Ballverarbeitung mit dem ersten Kontakt, Passgenauigkeit unter Druck. Die Talente müssen noch viel investieren, um auf das Niveau eines gestandenen Bundesliga-Spielers zu kommen. Entsprechend gelingt auch jetzt beim Talentetraining nicht alles. „Die Jungs dürfen auch mal Fehler machen, wir sind ja unter uns“, betont Streichsbier. Cheftrainer Gerardo Seoane schaut sich die Einheiten ebenso regelmäßig an wie Philipp Schützendorf, Leiter Entwicklung und Analyse.

Video-Analyse mit jedem Talent

Nach jedem Spieltag wird jedes Talent bewertet. Dafür wurde ein eigener Bewertungsbogen entwickelt. Zusätzlich beurteilen sich die Spieler auch selbst: Wie haben sie ihre Leistung gesehen? Wie haben sie sich im Spiel gefühlt?  Streichsbier und Schützendorf schauen sich noch einmal die Partien der U23 an, halten Rücksprache mit U23-Trainer Eugen Polanski und Sascha Eickel, dem Sportlichen Leiter der U19 und U23. Die Talententwickler gehen mit jedem Talent aus dem Profikader die Leistung vom Wochenende per Video-Analyse durch. Auch in den Trainingseinheiten des Lizenzkaders stehen die Talente unter Beobachtung und bekommen Hilfestellungen. „Gerade, wenn uns in spieltaktischen Trainingsformen etwas auffällt, spiegeln wir den Jungs das.“ Dann schnappt sich Schützendorf auch mal einen Spieler und bespricht die ein oder andere Szene nochmal.

Mentale Herausforderungen

Ein Extra-Training, individuelle Analyse und enge Betreuung in und abseits der normalen Trainingseinheiten - Borussias Talentförderung beinhaltet viele Zusatzangebote. Die Talente sollen erkennen, dass sie mehr machen müssen als der Rest, und dass sie einen Mehrwert bekommen. Die Kicker haben Spaß an den Einheiten und danken das Feedback und die enge Betreuung mit stetiger Verbesserung.

Ehrlichkeit ist beim Umgang mit den Talenten Trumpf. „Es geht um einzelne Entwicklungsschritte, die ein Spieler gehen muss. Es ist immer ein Prozess“, sagt Sportdirektor Schmadtke. Dazu gehört auch, wie aktuell im Fall von Oscar Fraulo (FC Utrecht) und Jonas Kersken (Arminia Bielefeld), dass ein Talent zu stark wird für die Regionalliga, aber im Bundesliga-Kader praktisch keine Einsatzchancen hat. Dann ist eine Leihe zu einem Verein auf höherem Niveau ein Mittel, um weiter zu fördern und zu fordern. Auch diese Jungs werden eng betreut, bekommen von den VfL-Talentmanagern wöchentlich Rückmeldungen und Analysen ihrer Spiele. Das beste Beispiel, wie dieser Weg zum Ziel führt, gibt in der aktuellen Spielzeit Rocco Reitz, der sich nach zwei Leihen zum VV St. Truiden in der FohlenElf festgespielt hat.  

Dieser Text ist eine gekürzte Version aus dem aktuellen „FohlenEcho – Das Magazin“. Ihr wollt auch Borussias exklusives Mitgliedermagazin erhalten? Dann macht euch Borussia!