„Entscheidung für die Weiterentwicklung der Liga mit 50+1 und Zentralvermarktung“

Die 36 Klubs der Bundesliga und der 2. Liga haben am Montag bei der Mitgliederversammlung der DFL in Frankfurt mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit die Geschäftsführung der DFL damit beauftragt, zur Weiterentwicklung der Liga eine Vereinbarung mit einem strategischen Partner abzuschließen. Über die Gründe und Hintergründe sowie über Borussias Position zu diesem Thema sprachen wir mit unserem Geschäftsführer Stephan Schippers.

Herr Schippers, warum sind Überlegungen über eine Weiterentwicklung der Liga überhaupt erforderlich?

Stephan Schippers: Wir sind mit der Bundesliga in einem Wettbewerb mit den anderen großen europäischen Ligen in England, Spanien, Italien und Frankreich. Für unseren Fußball haben wir den Anspruch, dass wir konkurrenzfähig sind und in den internationalen Wettbewerben mit den Klubs aus diesen Ligen mithalten. Wir alle wollen sportlich erfolgreich sein, aber das erfordert im Profifußball, dass wir wirtschaftlich wettbewerbsfähig sind. Dies ist allerdings momentan gefährdet: durch die höher dotierten nationalen TV-Verträge und die deutlich höheren internationalen Erträge, vor allem in England, insbesondere aber durch die Investorenbeteiligungen oder private Eigentümer an vielen Klubs im Ausland. Da müssen wir gegenhalten, wollen das aber auf unserem deutschen Weg machen.

Was bedeutet das, der deutsche Weg?

Schippers: Wir wollen auf die Besonderheiten, auf die wir im deutschen Fußball zurecht stolz sind, nicht verzichten. Auf die Zentralvermarktung, auf die 50+1-Regel, wir wollen keine Bundesligaspiele im Ausland und wir wollen keine weiteren neuen Anstoßzeiten. Wenn wir uns trotzdem weiterentwickeln wollen, müssen wir investieren.

Wo sieht die Liga Investitionsbedarf?

Schippers: Da gibt es eine Reihe von Punkten und genaue Vorstellungen innerhalb der DFL und der Klubs. Wir müssen unser Medienprodukt verbessern, effektiver gegen digitale Piraterie vorgehen, unsere internationalen Aktivitäten ausbauen, die Digitalisierung vorantreiben, globale Bundesliga-Plattformen aufbauen. Das alles geht nicht von heute auf morgen und es ist ohne externe Expertise nicht möglich. Und es kostet Geld, deshalb stellt sich die DFL zurecht die Frage, wie das finanziert werden soll.

Welche Möglichkeiten gibt es?

Schippers: Zunächst einmal muss man berücksichtigen, dass wir uns zentrale Leitlinien für diesen Prozess gesteckt haben. Es sollen keine Anteile an der DFL verkauft werden und es soll auch keine Verschuldung durch Aufnahme von Fremdkapital geben. Damit verblieben eine Binnenfinanzierung oder die Aufnahme von Eigenkapital.

Warum hat man sich gegen die Binnenfinanzierung entschieden?

Schippers: Weil dies bedeutet hätte, dass die Klubs auf Jahre hinaus auf einen beträchtlichen Teil ihrer TV-Einnahmen hätten verzichten müssten. Das ist für viele Vereine schlichtweg nicht möglich.

Es blieb also aus Sicht von Borussia und der großen Mehrheit der anderen Klubs die Aufnahme von Eigenkapital als der richtige Weg?

Schippers: Aus unserer Überzeugung ja. Wir müssen einen strategischen Partner einbinden, der als Gegenleistung eine Beteiligung an den TV-Einnahmen erhält. Die Rede ist hier von sechs bis acht Prozent und einer Laufzeit von 20 Jahren. Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: Es werden keine Anteile verkauft, es geht lediglich um eine Partizipation an den TV-Einnahmen. Das Interessante ist: Der Partner trägt das Risiko mit, zum Beispiel bei sinkenden TV-Einnahmen. Und die Rechte fallen nach 20 Jahren an die Bundesliga zurück, ohne dass sie dafür etwas zurückzahlen muss. Der Partner, den wir suchen, muss unsere „roten Linien“ akzeptieren. Zum Beispiel wird er keinen Einfluss auf Hoheitsrechte der DFL haben, wie Anstoßzeiten und Spieltagsansetzungen.

Welcher Betrag soll erzielt werden, um die nötigen Investitionen tätigen zu können?

Schippers: Das Ziel ist eine Milliarde Euro. Davon sollen 700 Millionen Euro in die genannten Maßnahmen investiert werden, 300 Millionen Euro sind vorgesehen, um in den kommenden fünf Jahren die durch die Abgaben an den strategischen Partner niedrigeren TV-Einnahmen der Klubs auszugleichen. Es wird also keine Flutung der Liga mit noch mehr Geld geben, wie häufig falsch dargestellt wird, sondern es geht nur noch um Investitionen und Ausgleichszahlungen.

Wie zuversichtlich sind Sie, dass es Unternehmen geben wird, die in dieser Größenordnung und unter den genannten Rahmenbedingungen Angebote abgeben werden?

Schippers: Es liegen bereits vier Angebote vor. Diese Unternehmen haben den von der DFL vorgelegten Business-Plan geprüft und offenbar für gut befunden.

Ist der Zeitpunkt für diese Pläne richtig gewählt?

Schippers: Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, wenn wir international Anschluss halten wollen. Natürlich könnte man sagen, dass die Zinsentwicklung für solch einen Deal aktuell nicht optimal ist, aber wir halten es für keine Option, die Entscheidung noch einmal um ein Jahr oder länger zu vertagen. Wir stehen kurz vor einer Vergabe der nationalen TV-Rechte für die Jahre 2025 bis 2029. Wir müssen den Medienpartnern zeigen, dass wir die Bundesliga weiterentwickeln und noch attraktiver machen wollen und dass wir bereit sind, in unser Medienprodukt zu investieren. Bei der letzten Vergabe der TV-Rechte für die Jahre 2021 bis 2025, die mitten in der Corona-Pandemie stattfand, haben wir gegenüber dem vorherigen Vertrag 200 Millionen Euro eingebüßt, pro Jahr! Das gilt es erst einmal wieder aufzuholen. Wir müssen etwas tun, wenn wir weiter mithalten und gleichzeitig an unseren besonderen und fanfreundlichen Errungenschaften in der Bundesliga festhalten wollen. Das können wir aber nur gemeinsam schaffen und ich bin froh, dass sich eine deutliche Mehrheit der Klubs für diesen Weg entschieden hat. Es darf hier nach meiner Überzeugung nicht um Einzelinteressen gehen, sondern im Sinne aller Klubs um das große Ganze, um die Zukunft der Bundesliga mit all ihren positiven Errungenschaften.

Ist diese Zukunft mit der Entscheidung von Montag gesichert?

Schippers: Wir haben eine wichtige Weichenstellung vorgenommen und es ist jetzt die Aufgabe der Geschäftsführung der DFL, diesen Beschluss umzusetzen und mit Leben zu füllen, um den deutschen Klubfußball mit all seinen positiven Rahmenbedingungen zu stärken und für die Zukunft aufzustellen. Mit der Entscheidung von Montag haben sich die Klubs und die DFL für die nächsten 20 Jahre zu den Eckpfeilern unseres Fußballsystems bekannt: zur Zentralvermarktung und zum Festhalten an der 50+1-Regel. Alleine das halte ich für einen großen Erfolg, der mir in der aktuellen Diskussion um das ganze Thema überhaupt nicht genug gewürdigt wird.

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