Aretz: „Der Prozess, sich zu verbessern, wird nie abgeschlossen sein"

Standpunkt: Geschäftsführer Markus Aretz spricht im Interview über den Prozess Borussia nachhaltig zu entwickeln, regulatorische Bedingungen und Zielkonflikte.

Die Zeit um den Jahreswechsel wird gerne genutzt, um auf das zurückliegende Jahr zu blicken. Was war 2023 der bedeutendste Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit bei Borussia?

Aretz: Nachhaltigkeit ist kein Trendthema. Borussia folgt nicht dem Zeitgeist, sondern will als verantwortungsvoller Verein, Unternehmer und Arbeitgeber handeln. Darum war für uns die Verankerung von Nachhaltigkeit in der Satzung des Muttervereins als Teil des Vereinszwecks von besonderer Bedeutung. Dass dies auch dem Wunsch unserer Vereinsmitglieder entspricht, hat das einstimmige Voting der Versammlung im April 2023 eindrucksvoll bewiesen.

Apropos kein Trendthema. Auch die Fußball-Bundesliga sorgt mit ihren eigenen Kriterien dafür, dass die Vereine nicht aus den Augen verlieren, sich nachhaltig zu entwickeln.

Aretz: Richtig. Seit der Saison 2023/2024 sind die DFL-Nachhaltigkeitskriterien Bestandteil der Lizenzierung. Auch Borussia hat dem in der DFL-Mitgliederversammlung im Dezember 2022 zugestimmt. Zu 117 Einzelkriterien aus den Bereichen Umwelt, Wirtschaft und Soziales mussten wir Stellung beziehen, Konzepte einreichen oder Maßnahmen beschreiben. Als Teil der Lizenzierungsordnung wird dies in kommenden Spielzeiten immer der Fall sein. Und es wird zukünftig finanzielle Sanktionen geben, sollten bestimmte Kriterien nicht erfüllt werden.

Das klingt durchaus herausfordernd. Wie gut war Borussia darauf vorbereitet?

Aretz: Ein derart umfangreiches regulatorisches Werk erfordert tatsächlich ein gehöriges Maß an Vorbereitung. Wir bei Borussia hatten aber glücklicherweise schon unser eigenes Nachhaltigkeits-Trainingslager durchlaufen, da wir uns bereits früh im Jahr 2022 entschieden hatten, ein Nachhaltigkeitsmanagement nach dem renommierten „ZNU-Standard Nachhaltiger Wirtschaften“ der Universität Witten/Herdecke aufzubauen. In diesem Rahmen hat unsere neu gegründete Stabstelle CSR & Nachhaltigkeit mit vielen Kolleginnen und Kollegen im ganzen Haus nachhaltige Themen aufgearbeitet und dokumentiert. Was wir alle dabei festgestellt haben: Nachhaltigkeit geht weit über das allgemeine Verständnis von ökologischen Themen hinaus und findet sich im Grunde in allen Aspekten unseres täglichen Handelns wieder. Und dadurch, dass der ZNU-Standard ebenso wie die DFL-Kriterien von neutraler Seite auditiert wird, waren wir mit dieser Vorgehensweise zumindest vertraut und konnten den Lizenzierungsprozess erfolgreich durchlaufen. In 2024 gilt es außerdem, sich auf die verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung, die von der Europäischen Union in Kraft gesetzt wurde und die ab 2026 Teil des Jahresabschlusses sein wird, vorzubereiten.

Trainingslager gibt es beim Fußball in der Regel in jedem Jahr. Wie sieht es hier im Bereich Nachhaltigkeit aus?

Aretz: Nachhaltiger zu wirtschaften, verantwortungsbewusst mit Mensch und Umwelt umzugehen, ist genauso unsere Überzeugung wie erfolgreich Fußball spielen zu wollen. Der nachhaltige sportliche und wirtschaftliche Erfolg ist im Übrigen auch eine Dimension in diesem Kontext. Darum setzen wir fort, was wir begonnen haben und bereiten uns gerade auf das Überprüfungsaudit für den ZNU-Standard vor, das im Februar 2024 stattfinden und uns wieder verdeutlichen wird, wo wir im Prozess der nachhaltigen Entwicklung stehen. Wir befinden uns, wenn man so will, gerade also wieder im Nachhaltigkeits-Trainingslager.

Wo wir im Prozess stehen ist ein gutes Stichwort: Wie würdest du dies zum Ende des Jahres 2023 für Borussia beschreiben?

Aretz: Mittendrin statt nur dabei war einmal das Motto bei einem privaten Sportsender. Und so ist es auch mit Borussia und der Nachhaltigkeit. Es werden immer mehr Bereiche und Prozesse mit Nachhaltigkeitsthemen verknüpft und auf Verbesserungspotenziale überprüft. Das ist sehr viel Detailarbeit und offenbart auch oft Zielkonflikte. Nehmen wir zum Beispiel das Ziel des nachhaltigen sportlichen Erfolgs und Energiesparmaßnahmen. Unser Stadionrasen soll stets im perfekten Zustand gehalten werden, um die besten Voraussetzungen für unser Team zu bieten. Andererseits benötigt der Rasen in der dunklen und kalten Jahreszeit dafür die Unterstützung der Rasenheizung und von Beleuchtungsanlagen, die viel Energie verbrauchen. Hier wird täglich experimentiert, wie weit Einsatzzeiten der Heizung oder von Lampen reduziert werden können. Oder unser Ziel, unsere Fanbasis und die Zahl unserer Stadionbesucher weiter auszubauen und gleichzeitig zu wissen, dass durch Fanmobilität etwa die Hälfte der CO2-Emissionen rund um Borussia entsteht. Hierfür gibt es keine schnelle, umfassende Lösung für Fans, die im Schnitt über 100 Kilometer weit anreisen und auf PKW angewiesen sind, weil die lokale Infrastruktur an ihrem Wohnort nichts anderes zulässt. Trotzdem heißt es hier dranbleiben, Angebote schaffen, zum Beispiel durch den Ausbau von Ladeinfrastruktur am BORUSSIA-PARK oder die Entwicklung einer Fahrgemeinschafts-App.

Dies klingt nicht danach, dass Borussia bald am Ziel ist...

Aretz: Nein, und ich glaube auch nicht, dass es ein wirkliches Ziel im Sinne eines Endpunkts gibt. Der Prozess, sich zu verbessern, wird nie abgeschlossen sein. Daher würden wir uns auch niemals als vollständig nachhaltig oder beispielsweise als klimaneutral bezeichnen. Aber unsere Gesellschaft und unsere Umwelt derart zu gestalten, dass auch die kommenden Generationen selbstbestimmt und in guten Lebensbedingungen leben und aufwachsen können, daran wollen wir aktiv mitwirken.

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