Die Fans und die FohlenElf – auch in Jerez eine Einheit

Der Weg vom Trainingsplatz zurück zum Mannschaftshotel schlängelt sich bergauf inmitten durch das Golf-Grün des „Montecastillo Barceló Golf Club“. Er ist eine Herausforderung für Rollstuhlfahrer und deren Anschieber. Das realisiert auch Alexander Zickler, als er nach dem Training von einem Rolli-fahrenden Fan überholt wird und die großen Mühen dessen schiebender Begleitung bemerkt. „Sollen wir helfen?“, fragt der Co-Trainer der Fohlen, greift sich ohne eine Antwort abzuwarten beherzt die Griffe des Rollstuhls und hievt ihn mit schnellen, strammen Schritten die schwere Steigung hoch. „Das Krafttraining kann ich mir jetzt sparen“, scherzt „Zico“ anschließend mit den etwas verblüfft dreinschauenden Borussen, die sich danach herzlich bedanken für die tatkräftige und prominente Unterstützung aus dem Trainer-Team des VfL. Die FohlenElf und die Fans – sie bilden auch in diesem Wintertrainingslager in Jerez de la Frontera wieder ein gut eingespieltes Team auf Augenhöhe. Weniger Fans als im Vorjahr Etwa 100 Borussinnen und Borussen unterstützen die Mannschaft von Trainer Marco Rose in dieser Januar-Woche vor Ort in Andalusien. „Das sind deutlich weniger als im vergangenen Jahr“, sagt Thomas „Tower“ Weinmann, einer von zwei Fanbeauftragten Borussias in Jerez. Woran das liegt? „Zum einen an den schlechteren Flug-Verbindungen nach Jerez, zum anderen daran, dass das Fanprojekt dieses Mal keine Fanreise angeboten hat, weil der Shuttle-Service aus der Stadt letztes Jahr zu vielen Beschwerden geführt hat“, erklärt Weinmann, der sich gemeinsam mit seinem Kollegen Mario Edler und Dirk Kramer vom FPMG Supporters Club um die Fanbelange vor Ort kümmert. Bei denen, die mit dabei sind, handelt es sich im Umkehrschluss um den harten, treuen Kern. „Der Großteil ist seit zehn Jahren immer im Trainingslager mit dabei – im Sommer wie im Winter“, erzählt „Tower“. Die meisten dieser Fans sind zwischen 40 und 60 Jahre, sie kommen aus allen Ecken Deutschlands und sind als Familie oder Pärchen in Jerez. Etwa 20 von diesen Fans sind auch im Mannschaftshotel direkt neben dem Trainingsgelände einquartiert, die anderen in der ganzen Stadt verteilt. So gut wie alle sind, so wie das Rose-Team, die ganze Woche über vor Ort. Die freie Zeit nutzen sie mit Trips nach Gibraltar oder Cadiz. Der Vorteil dieser treuen Trainingslager-Fangemeinde: Die Spielregeln sind bekannt. „Die Fans verhalten sich beim Training ruhig, sie stören die Mannschaft nicht vor oder während der Einheiten“, sagt „Tower“. Das wiederum hat einen positiven Nebeneffekt für die Fans: Sie sind in Jerez de la Frontera ganz nah dran am Training, nicht selten steht Marco Rose nur zehn Meter von ihnen entfernt auf dem sattgrünen Rasen und gibt seinen Mannen lautstark Anweisungen. Bei welcher Bewegung des Verteidigers Borussias Angreifer Breel Embolo das Pressing auszulösen hat und wann Jonas Hofmann auf seiner Achter-Position abkippen soll – all das bekommen die Fans der Fohlen vor Rückrundenstart zu Gehör. Autogramme, Selfies, Smalltalk Sind die intensiven und schweißtreibenden Einheiten auf dem Trainingsgelände des „Montecastillo Barceló Golf Club“ beendet, kommen sich Fans und Aktive noch näher. Geduldig erfüllen Patrick Herrmann und Co. Autogramm- und Selfie-Wünsche, auch für Smalltalk stehen die Borussen bereit. Und wenn es sein muss, schiebt der Co-Trainer dann eben auch mal einen Fan zurück zum Hotel.