11 Dinge über Borussia und die Bayern

Die bislang 105 Bundesligaduelle zwischen Borussia und dem FC Bayern München haben die eine oder andere amüsante Anekdote hervorgebracht.

1. Mondpreise plus Rasenmäher

In der Saison 1983/84 wird um die Deutsche Meisterschaft ein Vierkampf ausgetragen. Nach 25 Spielen führt der Hamburger SV die Tabelle mit 36:14 Punkten an, es folgen mit je 35:15 Punkten Bayern München, der VfB Stuttgart und Borussia. Kein Wunder, dass ganz Fußball-Deutschland am 26. Spieltag in Richtung Bökelberg blickt, wo Borussia die Bayern fordert. Endlich mal wieder ist das Duell der alten Rivalen das „Spiel des Jahres“, endlich mal wieder geht es hier um die Meisterschale. Der Bökelberg ist mal wieder ruck-zuck mit 34.500 Zuschauer ausverkauft – was leider mal wieder die Schwarzmarkt-Händler auf den Plan ruft. Mit Tickets in der Hand flanieren sie an Bökelstraße und Schürenweg auf und ab und wittern mal wieder ein großes Geschäft. Der wohl größte Deal des Tages: Zwei Tickets für die Haupttribüne wechseln für 600 Mark den Besitzer – plus, als Vermittlungsgebühr, einen Rasenmäher.


2. Zimmer mit Aussicht

Borussia lädt in der Saison 1994/95 endlich mal wieder zum Träumen ein. Nach 20 Spielen steht die von Bernd Krauss trainierte Mannschaft auf Platz fünf und damit knapp vor den Münchener Bayern. Für das Aufeinandertreffen beider Teams am 4. März 1995 haben sich vier Borussia-Fans aus Andernach etwas ganz Besonderes überlegt. Am Tag vor dem Spiel rufen sie auf der Geschäftsstelle des VfL an und fragen: „Können wir mit unserem Kombi bei euch vor der Tür parken? Wir kommen schon heute Abend. Und wenn wir morgen früh aufwachen, wollen wir den Bökelberg sehen.“ 
 

3. Wohin mit dem alten Wagen?

Franz Beckenbauer? Günter Netzer? Oder gar Kölns Wolfgang Overath? Es lässt sich in den Siebzigerjahren trefflich darüber streiten, wer der genialste deutsche Fußballer dieser Zeit ist. Die Antwort auf die Frage, wer der coolste ist – wenn sich diese Frage überhaupt stellt – liefert eine kleine Episode aus der Gebrauchtwagenszene. Günter Netzer nämlich wird mit dem von ihm innig geliebten anthrazitgrauen Jaguar E („Das schönste Auto der Welt“)auf der Autobahn überholt. Was dazu führt, dass er fortan unbedingt das ihn überholende Gefährt, einen Ferrari Dino, haben will. Als er Bayerns Franz Beckenbauer am Rande eines Länderspiels von seinen Plänen erzählt, wittert der ein gutes Geschäft und kauft Netzer den einst 26.000 D-Mark teuren Schlitten für 10.000 Mark ab. Zwei Tage nach dem Deal ruft Beckenbauer Netzer an: „Günter, du bist ein Betrüger. Du hast mir eine Schrottkiste verkauft. Es regnet rein, und die Bremsen funktionieren auch nicht.“ Beckenbauer will den Wagen schnell weiterverkaufen – und findet in Kölns Overath tatsächlich einen Abnehmer. Netzer probiert sich in der Folgezeit durch allerhand schicke Sportflitzer, nennt später unter anderem einen Porsche 911 und einen Ferrari Daytona sein eigen. Den Jaguar E verliert er aber nie aus den Augen – und bekommt beinahe körperliche Schmerzen, als er sieht, was Overath mit seinem einstigen Lieblingsauto macht: „Er hat ihn lila lackieren lassen! Dieser Ignorant!“ 
 

4. Fan mit hellseherischen Fähigkeiten

„Es kann doch nicht sein“, sagt Peter Wachtmeister aus Grevenbroich zu einem Freund, „dass wir 15-mal in Köln gewinnen, aber nie beim FC Bayern.“ Es ist Freitagabend, der 13. Oktober 1995, und Wachtmeister bereitet sich auf das am nächsten Tag stattfindende Auswärtsspiel beim FC Bayern vor. 30-mal haben es die Borussen schon versucht, bei den „Roten“ zu gewinnen, erfolglos. Aber irgendwie ist Wachtmeister überzeugt: „Diesmal klappt es.“ Wachtmeister klebt vier Zettel mit Tesafilm aneinander und schreibt mit Filzschreiber darauf: „1. Sieg seit 30 Jahren“. Das Spiel läuft wie vorhergesehen, Borussia gewinnt sensationell 2:1. Und als Schiedsrichter Bernd Heynemann abpfeift, reckt Wachtmeister sein Plakat stolz in die Luft und wird beliebtes Objekt für Fotografen und Kameraleute. Der Wachtmeister hat es gewusst.


5. Borussia, die Bayern – und die Elfmeter

Auch, wenn es an dieser Stelle um die bisherigen 105 Bundesligaduelle gehen soll, soll folgender Fakt nicht vergessen werden: Der FC Bayern ist (nach Schalke und Leverkusen) Borussias dritthäufigster Gegner im DFB-Pokal. Und ein unbezwingbarer noch dazu: Zwar zwang man die Münchener in sechs Aufeinandertreffen viermal in die Verlängerung oder ins Wiederholungsspiel, am Ende zog Borussia aber immer den Kürzeren. Vor allem die Niederlagen im Endspiel 1984 (Matthäus-Elfer!), im Halbfinale 2012 (Dante-Elfer!) und im Halbfinale 1985 (geschenkter Bayern-Elfer!) schmerzen bei manchem Fan noch heute emotional.

 

6. Ein spiel- und lebensentscheidendes Tor

80 Bundesligaspiele hat Jörg Neun bis zum 1. April 1989 absolviert, sechs für Nürnberg, 48 für Mannheim und 26 für Borussia. Ein Tor ist dem 22-Jährigen bis dato nicht gelungen – bis zu jenem 1. April, bis zum Heimspiel gegen den FC Bayern. 20 Minuten sind gespielt, als Stadionsprecher Wolfgang F. Greven über die Lautsprecheranlage verkündet: „Eben erhielten wir einen Anruf aus Neuwerk, wo gerade ein Junge zur Welt kam. Die Mutter wünscht sich, dass er nach dem Borussenspieler benannt wird, der das erste Tor gegen Bayern München schießt!“ Zum Glück für den neuen Erdenbürger halten sich Hans-Günter Bruns, Frantisek Straka und Kjetil-André Rekdal nach dem 0:1 durch Bayerns Johnny Ekström mit dem Tore schießen zurück. Jörg Neun hingegen nicht. Vielleicht hat er dem Stadionsprecher zugehört, jedenfalls nagelt der Linksfuß den Ball unhaltbar für Raimund Aumann zum 1:1 ins Netz. Neuns erstes Bundesligator bringt Borussia auf die Siegerstraße, am Ende gewinnt die FohlenElf 2:1. Manchmal entscheiden Tore Spiele, manchmal aber auch über ein ganzes Leben.

 

7. Ein ungewünschter Blumengruß

Sepp Maier hat es wahrscheinlich nur gut gemeint. Vor dem Auswärtsspiel auf dem Bökelberg hat die „Katze von Anzing“ einen Blumenstrauß erhalten, diesen aber umgehend aufgelöst und die Blumen einzeln in die Nordkurve zu den Borussia-Fans geworfen. Die aber ist an derlei Verbrüderungsgesten mit dem großen Rivalen nicht interessiert und antwortet mit Pfiffen. Der Bayern-Keeper reagiert erzürnt, schnappt sich einen der Bälle, die für das Aufwärmtraining vorgesehen sind und wirft ihn wütend ins Publikum. Das wiederum hat abermals das letzte Wort, versteckt das Leder vor den suchenden Stadionordnern und skandiert lautstark: „Den hat uns der Sepp geschenkt.“

 

8. Elbers schlüpfriges Versprechen

Eigentlich soll am 5. August 2005 das erste Bundesligaspiel in der Allianz-Arena gefeiert werden. Doch in den Tagen vor dem Auftaktspiel zur Saison 2005/06 beherrscht ein anderes Thema die Schlagzeilen: die Rückkehr des Borussia-Stürmers Giovane Elbers zu seinem alten Klub FC Bayern München. Oder besser: die Spielprognose, die Elber in einem Interview mit einem Augenzwinkern abgibt. „Ich komme in der letzten halben Stunde rein und schieße in der 89. Minute das 1:0“, sagt der Brasilianer, gerade erst erholt von einer monatelangen Verletzungspause, und setzt noch einen drauf: „Dann ziehe ich mir auf der Stelle alle Klamotten aus und renne nackt über den ganzen Platz.“ Von dem Moment an kommt bis zum Spieltag kaum ein Vorbericht ohne diese Schnurre aus, natürlich mit frivoler Fotomontage. Schiedsrichter-Lehrwart Eugen Strigel warnt: „Das ist unter grob unsportlichem Verhalten einzuordnen, weil der Spieler damit einen Torerfolg provokativ feiert und das Schamgefühl vieler Menschen verletzt. Das zieht die Rote Karte nach sich.“ DFL-Sprecher Tom Bender sagt: „Elber hat so oft getroffen. Der müsste doch genau wissen, was beim Torjubel erlaubt ist - und was nicht.“ Und auch Borussia-Trainer Horst Köppel kommt zu Wort: „Nach Schlusspfiff kann er machen, was er will.“ Am Ende passiert – nichts. Elber wird zwar wie orakelt eingewechselt, Tore schießt danach aber nur noch Bayernstürmer Roy Makaay zum 2:0 und 3:0 und bleibt wie die übrigen Spieler auf dem Feld abgesehen vom Trikottausch bekleidet.

 

9. „Tschick“ und der Taktik-Trick

Die Rollen zwischen Borussias Trainer Hennes Weisweiler und Bayern-Coach Zlatko Čajkovski sind in der ersten gemeinsamen Bundesligasaison 1965/66 eigentlich klar verteilt: Weisweiler war schon Trainer des Jugoslawen zu gemeinsamen Zeiten beim 1. FC Köln, später bildete Weisweiler „Tschik“ an der Deutschen Sporthochschule Köln zum Trainer aus. Es ist ein kameradschaftliches Lehrer-Schüler-Verhältnis. Und so ist es für beide auch kein Problem, sich gemeinsam in der Münchener Sportschule Grünwald auf das Spiel vorzubereiten. Man isst aus dem gleichen Kochtopf, benutzt die gleichen Trainingsplätze – und die gleichen Kreidetafeln im Besprechungsraum. Und genau hier kann Čajkovski seine diebische Freude nur schwer verbergen, als er sein Team auf die Begegnung einstimmen will: Denn Weisweiler, kurz zuvor mit seinem Team im selben Raum und an derselben Tafel zu Gange, hat nicht ausgewischt. „Hennes, deine Taktik kenne ich“, sagt Čajkovski triumphierend. „Wird dir nichts helfen: Siegen tun wir.“ Dabei sei das, was auf der Tafel zu sehen war, keineswegs die taktische Marschroute, sondern lediglich eine Erläuterung, wie sich die Abseitsregel umgehen lässt, beteuert Weisweiler. Was immer der Bayerntrainer letztlich gesehen haben mag: Es hat ihm nicht geschadet. Die Bayern gewinnen 5:2, der Schüler triumphiert über den Lehrer. 

 

10. Jubellauf in den Schottenhamel

Wie immer, wenn in München Oktoberfest ist, kreisen die Bierkrüge im „Schottenhamel“ unzählige Male. Am 3. Oktober 1992 hat sich eine ziemlich erschöpfte, aber überglückliche Borussia unters feierwütige Volk gemischt. Wenige Stunden zuvor haben sie den Bayern im Olympiastadion einen dicken Strich durch den sicher geglaubten Heimsieg gemacht: Denn Sekunden nachdem Thomas Helmer den FCB 2:1 in Führung gebracht hat, gibt es noch einmal Ecke für die in Unterzahl spielende Borussia, eine allerletzte. Man kann nicht sagen, dass die Bayern-Abwehr den 197 Zentimeter langen und 102 Kilo schweren Borussia-Torwart Dirk Heyne in seinem neongelben Trikot übersehen hat. Aber dennoch kommt der 34-jährige ehemalige DDR-Nationalkeeper nach Thomas Kastenmaiers Ecke an den Ball und drischt diesen mit Karacho an den Pfosten. Die Bayern-Abwehr ist wie gelähmt, Borussias Martin Max hellwach und staubt zum 2:2 ab. Es folgt ein von Heyne angeführter Jubellauf die komplette Tartanbahn entlang. „Was machst du denn hier?“, wollte Max noch vor dem Eckball von Heyne wissen. Nach dem Eckball wusste er es.

 

11. Erst Meisterschaft, dann Schützenfest

Natürlich ist ein echter Schütze pünktlich, erst recht, wenn Schützenfest ist. Die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft aus Mönchengladbach-Giesenkirchen scharen sich am Samstag, den 21. Mai 1977 erst einmal in voller Montur rund ums Radio. Schließlich spielt Borussia in München, nein, sie zittert sich durch 90 Minuten bei den Bayern. Ein Unentschieden reicht der Mannschaft von Udo Lattek zum insgesamt fünften Titel, und nach einem Doppelschlag in der 20. und 22. Minute sieht es auch sehr gut aus: Jupp Heynckes und Ulli Stielike schießen ein 0:2 heraus. Doch die Bayern schlagen wenig später zurück, Gerd Müller trifft schon in der 36. zum 1:2. Der Rest ist Hoffen, Zittern und Bangen. In München, aber auch in Giesenkirchen. Erst als klar ist, dass außer Wittkamps 2:2 in letzter Minute nichts mehr passiert, zieht die Kompanie nach preußischem Vorbild, aber mit rheinischer Fröhlichkeit los. Es sollte ein besonders langer Abend werden.


Dieser Text ist erstmals im „FohlenEcho – Das Magazin“, Ausgabe 43, erschienen. Wenn ihr das FohlenEcho-Mitgliedermagazin auch regelmäßig in eurem Briefkasten haben wollt, dann macht euch Borussia unter mitglied.borussia.de!
 

Fotos: Wiechmann (5), Imago (5), picture-alliance

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