Ein Experte auf Augenhöhe

Die Arbeit mit Yann Sommer, Tobias Sippel und Co. ist für Borussias Torwarttrainer Fabian Otte eine „extrem reizvolle Herausforderung“. Der 31-Jährige hat schon viel von der Fußballwelt gesehen, nun will er bei der FohlenElf ankommen.

Als Fabian Otte die letzte Frage des Gesprächs vernommen hat, antwortet Borussias Torwarttrainer mit breitem Lächeln: „Borussia ist ein toller Verein, um endlich anzukommen und heimisch zu werden.“ Seine Leidenschaft für das Torwartspiel hat den in Ochtrup im Münsterland geborenen 31-Jährigen einmal um die ganze Welt geführt, immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung, nach der nächsten Chance, etwas dazuzulernen.

Im Sommer ist Torwarttrainer Fabian Otte vom FC Burnley aus der Premier League an den Niederrhein gewechselt. Ein Schritt, zu dem man ihn nicht lange überreden musste. „Ich hatte in Burnley in Joe Hart, der dann nach Tottenham ging, und Nick Pope zwei überragende Keeper und englische Nationaltorhüter. Aber der Schritt zu Borussia war für mich noch einmal ein großer nach vorne“, sagt Otte, den es reizte, mit einem so „konstanten und überragenden Torhüter wie Yann Sommer“ zusammenzuarbeiten. „Als ich mit ihm und Tobi Sippel zum ersten Mal gesprochen hatte, wusste ich, dass das super wird. Die beiden ticken total unterschiedlich, funktionieren zusammen als Team aber sehr gut. Und auch ich hatte schnell eine gute Verbindung zu ihnen. Du kannst auf Torwartniveau fast nicht höher arbeiten als mit diesem Team.“     

Otte fühlt sich bei Borussia wohl. Auch wenn die bisherige Saison ihm wie „eine Achterbahnfahrt“ vorkommt: „Zum einen wegen der wechselhaften Ergebnisse bisher. Zum anderen, weil mal mit und mal ohne Fans gespielt wurde.“ Dann sind da noch die vielen Gegentore, die Borussia zum Ende der Hinserie hinnehmen musste. „Die tun natürlich dem Torhüter und damit auch mir besonders weh. Aber insgesamt hat Yann bisher eine sehr gute Saison gespielt. Also kann ich für meinen Teil zufrieden sein“, sagt Otte, dem die Arbeit mit Borussias Profi-Keepern Spaß macht: „Wir haben in Yann Sommer, Tobi Sippel, Jan Olschowsky und Jonas Kersken eine tolle Torwartgruppe. Wir kommen gut voran, können gemeinsam Inhalte gut aufbereiten.“ Auch der Staff, das ganze Drumherum und die Arbeitsatmosphäre seien bei Borussia „sehr zu genießen“, so Otte.

Das „Projekt Sommer“

Wenn das einer sagt, der schon in fünf verschiedenen Ländern gelebt, studiert und gespielt und trainiert hat (siehe Kasten), hat das noch einmal ein bisschen mehr Gewicht. Wer Dr. Otte, der auf seinen akademischen Titel bei der Anrede gerne verzichtet, mit Sommer und Sippel auf dem Trainingsplatz beobachtet, stellt schnell fest, dass das Training eher ein gemeinsames Erarbeiten von Inhalten ist als ein klassischer Ansage-Ausführung-Dialog. „Ich gebe die grundsätzlichen Trainingsinhalte vor“, erklärt Otte. „Aber es geht nur so, dass wir uns die Dinge gemeinsam erarbeiten.“ Zum einen sei er schließlich jünger als Sommer und Sippel, zum anderen habe er auch keine 300 Bundesligaspiele auf dem Buckel. Und, so Otte, es wäre „fatal“, wenn er als Trainer die riesige Erfahrung seiner Torhüter nicht in die gemeinsame Arbeit – auch zum Nutzen der Nachwuchskeeper Jan Olschowsky und Jonas Kersken – einfließen lassen würde. So werden Übungen, die Otte vorgibt, auch schon mal mit dem Input der Keeper sinnvoll ergänzt oder abgewandelt. Otte sagt: „Ich glaube, dass man das Leistungsmaximum nur erreichen kann, wenn man alle mit einbezieht. Als Chef auf dem Platz zu stehen und alle einfach nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, das funktioniert heute nicht mehr.“

Borussias Nummer 1 ist voll des Lobes über seinen Coach: „Er ist sehr innovativ, bringt viele neue Ideen mit. Fabian ist zudem sehr engagiert, detailverliebt und einfach ein guter Typ. Es macht Spaß, mit ihm jeden Tag daran zu arbeiten, besser zu werden.“ Dass Otte zwei Jahre jünger ist und selbst nicht auf allerhöchstem Niveau gespielt hat, sei gar kein Problem. „Ich habe ihm zum Start gesagt, dass es egal ist, wie alt er ist“, sagt Sommer. „Er ist mein Chef, und ich akzeptiere und respektiere ihn als solchen.“

Sommer und Sippel loben auch die Balance, die Otte zwischen analytisch-wissenschaftlichen Ansätzen, die er auch beim DFB in der Ausarbeitung der Inhalte für die verschiedenen Torwart-Trainer-Lizenzen eingebracht hat, und der praktischen Arbeit auf dem Platz findet. „Heute braucht man als Torwartcoach eine richtig gute Ausbildung und umfassendes Wissen. Er hat das studiert. Er filmt und analysiert auch oft Trainingseinheiten und versucht an kleinsten Details zu tüfteln, ohne es dabei zu übertreiben“, sagt der Schweizer Nationalkeeper und meint damit zum Beispiel Schrittfolgen, Stellungs- und Winkelspiel oder Abdruckbewegungen. Fabian Otte will der beste Trainer sein, der er sein kann – das ist sein Credo. Er ist auf der Suche nach dem Maximum und deswegen immer offen für Neues.

Der richtige Plan

Ein normaler Arbeitstag im BORUSSIA-PARK beginnt für Otte meist zwei Stunden vor der ersten Übungseinheit mit der Trainersitzung, in der Chefcoach Adi Hütter den Trainingstag mit allen Co-, Spezial- und Athletiktrainern bespricht. „Wenn ich dann weiß, wie und was die Mannschaft trainiert und wie die Keeper eingebunden sind, kann ich mein Torwarttraining planen“, so Otte. „Nach dem Training schaue ich mir in der Mittagspause eventuell Videomaterial aus dem Training an, schneide den Jungs Szenen zusammen und bespreche die mit ihnen.“

Generell arbeitet der 31-Jährige mit einem langfristigen „Periodisierungsplan“. Darin sind Belastungen und technisch-taktische Inhalte, die in den Trainings über mehrere Wochen erarbeitet werden sollen, sowie Analysen und Nachbereitungen festgehalten. Als Trainingswissenschaftler ist Otte prädestiniert für diese Art der Arbeit mit den Torhütern. „Mit einem guten Plan“, ist er überzeugt, „kann man jeden Torhüter besser machen. Selbst einen Yann Sommer, der seit Jahren auf Weltklasse-Niveau spielt.“

Der Nachmittag startet mit der Vorbereitung für die zweite Einheit. „Die reine Trainingszeit ist tatsächlich nur ein geringer Teil eines solchen Arbeitstages. Die meiste Zeit nehmen Vor- und Nachbereitung, Dokumentation und Analyse in Anspruch“, sagt Otte. Dazu gehört auch, die Torhüter gezielt auf die Spielweise der nächsten Gegner und natürlich auch den Matchplan der FohlenElf einzustellen. Im Spiel selbst hält sich Otte mit dem Coaching aber zurück: „Im Idealfall habe ich mit den Torhütern in den Einheiten vor dem Spieltag alles durchgespielt, geübt und besprochen. Da möchte ich im Spiel gar nicht mehr dazwischenfunken.“ Höchstens in der Halbzeit gebe es mal einen unterstützenden Hinweis. „Aber das Ziel ist es immer, Yann so gut vorzubereiten, dass er im Spiel kein Input mehr braucht.“ Und der Angesprochene sagt: „Ich habe Fabian im Sommer gesagt, dass ich möchte, dass er es als sein Projekt auffasst, mich besser zu machen. Und das macht er gut.“

Dieser Text ist erstmals erschienen in der 76. Ausgabe von Borussias Mitgliedermagazin „FohlenEcho“. Ihr wollt auch regelmäßig exklusive Geschichten und Interviews lesen und Blicke hinter die Kulissen werfen? Dann macht euch Borussia!

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