Herzlichen Glückwunsch, Karl-Heinz Drygalsky!

Karl-Heinz Drygalsky feiert am heutigen Montag seinen 85. Geburtstag. Er war Konditionstrainer unter Hennes Weisweiler, Präsident in den Neunzigern – und ist somit auf seine Weise Teil der Vereinsgeschichte. Borussia wünscht auf diesem Wege alles Gute!

Karl-Heinz Drygalsky sagt ohne Wenn und Aber: „Ich bin Borusse.“ Ein streitbarer Borusse ist er indes, ein „kritisch denkender Geist“, das ist die Natur des gebürtigen Berliners, doch geht es ihm immer um die Sache, um das Wohl des Vereins, dessen Geschichte er mitgeprägt hat. Zunächst fast 20 Jahre lang als Assistenztrainer (1972 bis 1992) und dann fünf Jahre lang als Präsident (1992 bis 1997). Dass es so kommen würde mit Borussia und ihm, dem zweimaligen Zehnkampf-Mannschaftsmeister, das war nicht abzusehen, als er Hennes Weisweiler kennenlernte an der Sporthochschule in Köln. Weisweiler und Drygalsky waren zunächst nicht auf einer Wellenlänge. „Mit ihm hatte ich als Student heftige Diskussionen, weil ich ihm als Antifußballer aufgefallen war“, sagt Drygalsky. Es gab damals nicht viele, die dem Gladbacher Meistermacher, einer der größten Institutionen des Fußballs, Widerworte gaben.

Tatsächlich war der Fußball, der ab 1972 eine wichtige Rolle in seinem Leben spielte, nicht eben Drygalskys Steckenpferd. Er ließ sich sogar von Manager Helmut Grashoff in seinen Vertrag einen Passus einbauen, nicht bei jedem Heimspiel der Borussen dabei sein zu müssen. Was das anging, waren sich Grashoff und er ähnlich. „Wie ich war ja auch er dem Fußball zunächst nicht wirklich verbunden. Er schrieb mir die Klausel in den Vertrag und sagte: ,Wenn Sie erst ein Gefühl für den Fußball entwickeln, werden Sie kein Spiel mehr versäumen‘ – auch da hat er recht behalten“, schrieb Drygalsky 1997 in seinem Nachruf auf Grashoff. In seinem Buch „Meine launische Diva“ stellte Grashoff fest: „Er blieb zwar in  seinem ,Konditionsbereich‘ tätig, entwickelte sich aber – wie erwartet – zu einem der größten Fußballanhänger, vor allem aber zu einem fanatischen Borussen.“ Als solcher begleitet Drygalsky bis heute mit kritischem Blick „seine“ Borussia.

Drygalsky – Dozent an der Sporthochschule

Doch 1972 war es zunächst gerade das Merkmal „Antifußballer“, das Weisweiler dazu brachte, ihn anfragen zu lassen wegen des Jobs am Bökelberg. Doch es war nicht nur das. Weisweiler war auch ein Querdenker. Drygalsky, ehemaliger Eishockeyspieler, Ruderer und Leichtathlet und nun Diplomsportlehrer und Dozent an der Sporthochschule (1969 bis 2001), war Fachmann für Krafttraining. Er wurde nun der erste Konditionstrainer der Bundesliga. Es gab noch keine riesigen Trainerstäbe voller Spezialisten, er war sozusagen Multifunktions-Co-Trainer. „Ich war Konditionstrainer, Torwart-Trainer, Athletik-Trainer. Da kamen mir natürlich meine Erfahrungen als Zehnkämpfer zugute“, sagt Drygalsky. Er habe immer Wert auf die Feinkoordination gelegt, „es geht darum, die Talente der Einzelnen für den Sport herauszuarbeiten“.

Weisweiler lernte Drygalsky schätzen, auch wenn die Herren zunächst nicht in eine Richtung dachten. „Eines Tages wird es Fußballer geben, die 1,90 Meter groß sind und trotzdem gute Fußballer sind“, sagte Drygalsky, der Meistertrainer antwortete: ,Träum weiter‘.“ Doch entwickelte sich aus der Zweckgemeinschaft eine Freundschaft. Er war von 1972 an die Konstante auf den Teamfotos Borussias. Die Trainer wechselten, er blieb. Auf Weisweiler folgte Udo Lattek (1975 bis 1979), dann Jupp Heynckes (1979 bis 1987), Wolf Werner (1987 bis 1989), Gerd vom Bruch (1989 bis 1991) und schließlich Jürgen Gelsdorf (1991 bis 1992). Drygalskys Titelsammlung ist mithin ebenso lang wie die Liste „seiner“ Cheftrainer: Deutscher Meister 1975, 1976 und 1977, Pokalsieger 1973 und 1995, Uefa-Cup-Sieger 1975 und 1979.

Driggi, Dryggi oder Dryggy

Für die Borussen-Spieler war Drygalsky eine Autorität. Günter Netzer, der da schon für Real Madrid spielte, kam 1974 zu ihm, um fit zu werden für die WM. Vogts schrieb im Vorwort zu Drygalskys Fachbuch „Trainings- und Wettkampfpraxis Fußball“, das er mit Gerd Thyssen verfasste: „Als Spieler war ich anfangs von seinen Zehnkämpfermethoden nicht begeistert. Doch mit der Zeit schwenkte ich auf seine Welle ein. Die Vorzüge des gezielten Aufbautrainings lernte ich besonders kennen nach meinem schweren Knöchelbruch im August 1978. Damals prophezeiten mir viele das Ende meiner Laufbahn, doch dank ,Driggi‘ kehrte ich ein halbes Jahr später auf den Fußballplatz zurück.“

1992 begann die zweite Ära des Karl-Heinz Drygalsky als Borusse: Am 27. August 1992 übernahm er das Präsidentenamt. Es folgte eine unruhige, aber auch erfolgreiche Periode der Vereinsgeschichte. Sportlich waren es mit die besten Jahre jenseits der großen 70er, angeführt von Stefan Effenberg holte Borussia ihren bis heute letzten Titel – den Pokalsieg 1995. Drygalsky selbst war vor dem Triumph von 1995 noch näher dran am Pokal, doch gegen den Zweitligisten Hannover ging das Endspiel 1992 im Elfmeterschießen verloren. Da war er noch Trainer-Assistent. Wenige Monate später stand er dann vor dem Foto der frühen FohlenElf und nahm die Wahl zum Präsidenten bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung in der Jahnhalle an. Drygalsky löste nach 30 Jahren Dr. Helmut Beyer ab. Sieben Tage nach seiner Wahl holte er den vom alten Präsidium entlassenen Rolf Rüssmann als Manager zurück. Sportlich ging es aufwärts mit dem neuen Trainer Bernd Krauss, Borussia spielte zwei Jahre in Folge international.

Rücktritt im Herbst 1997

Intern war es unter Präsident Drygalsky unruhig. Er war ein Präsident, der sich einmischte, es gab Meinungsverschiedenheiten mit Rüssmann und Krauss, die Dispute wurden immer wieder öffentlich. Im Dezember 1996 trennte sich Borussia von Krauss – Drygalsky stand deswegen in der Kritik der Fans. Es gab sogar Morddrohungen. Am 4. September 1997, einen Tag vor seinem 60. Geburtstag, trat Drygalsky zurück.

20 Jahre danach, zu seinem 80. Geburtstag, sagte er: „Es war eine tolle Zeit als Präsident mit unglaublich tollen Kontakten zu vielen besonderen Menschen – und auch mit bitteren Niederlagen. Ich hatte so manchen Konfrontationskurs mit der Presse und mit den Trainern – da ist mir schon mal das Temperament durchgegangen. Ich hätte manchmal diplomatischer und dialogbereiter sein können.“ Doch er ist sich immer treu geblieben. Als Borusse. Und als streitbarer, kritisch denkender Geist.

Dieser Text ist ein Auszug aus dem ausführlichen Portrait über Karl-Heinz Drygalski, das erstmals im „FohlenEcho – Das Magazin“ erschienen ist. Du willst regelmäßig das exklusive VfL-Mitgliedermagazin im Briefkasten haben? Dann mach dich Borussia!

Karl-Heinz Drygalsky war zunächst von 1972 bis 1992 fast 20 Jahre lang als Assistenztrainer bei Borussia tätig.
Nach seiner Zeit als Trainer fungierte Karl-Heinz Drygalsky von 1992 bis 1997 fünf Jahre lang als Präsident der Fohlen. Fotos (3): Wiechmann

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