Fraktion Blutgrätsche

Beim Event „Die Legenden des Parks“ am Samstag, 17. Dezember, im BORUSSIA-PARK, werden zahlreiche Publikumslieblinge für das Legenden-Team auflaufen. Wir huldigen einigen von ihnen in persönlichen Porträts. Heute: Jeff Strasser.

Stolze 98 Länderspiele hat Jeff Strasser für sein Heimatland absolviert. Rekordspieler ist er damit allerdings nicht. Die Luxemburger Legenden Daniel da Mota (101 Länderspiele) und Mario Mutsch (102 Länderspiele) liegen knapp vor ihm. Doch es kommt noch schlimmer. Jeff Strasser ist nicht einmal der Jeff mit den meisten Länderspielen. Rang zwei nur hinter dem US-Amerikaner Jeff Agoos (134 Länderspiele). Immerhin in einer Kategorie macht Strasser niemand etwas vor. 194 Bundesligaspiele (113 davon für Borussia) hat der heute 48-Jährige absolviert – Rekord für sein Heimatland. Rund 100 Spiele liegt Strasser damit aktuell vor dem Zweitplatzierten, dem Mainzer Leandro Barreiro.

Nun könnte man meinen, das sei keine große Kunst, schließlich ist Luxemburg erst in jüngeren Jahren zumindest auf dem Weg, ein ernst zu nehmendes Fußball-Land zu werden. Dabei haben es im Laufe der inzwischen 60 Spielzeiten immerhin zehn Luxemburger zu Bundesliga-Ehren gebracht. Das sind mehr als die Fußball-Großmächte Chile (9), Schottland (9) oder die Seychellen (1) aufzubieten haben. Und dann war Strasser ja nicht nur Kapitän Luxemburgs, sondern auch noch Spielführer der FohlenElf. Und schon deshalb habe er einen „besonderen Platz“ in der Fußball-Geschichte seines Landes inne, so ein Journalist, dessen Name aufgrund der nun folgenden, weiterführenden Beschreibung besser ungenannt bleibt: „Er ist bekanntlich nicht der filigranste Ballkünstler. Eher Fraktion Blutgrätsche. Das mag man in Luxemburg. Wir sind einfache Leute.“

Zudem erinnere er an seinen Landsmann und (EU-)Politiker Jean-Claude Juncker: „Eigentlich überschätzt, aber ewig lang da und deshalb Kult.“ Jeff Strasser, dessen Körperhaltung immer schon vorwegzunehmen schien, was sich Gladbach-Fans in jenen Zeiten (2002-2006) allzu oft fragten: Ob das gut geht? Es ging ziemlich oft ziemlich gut. Zumal Strasser in den Jahren, in denen Borussia ob ihrer intensiven Transferaktivitäten als „Kaufhaus des Westens“ verspottet wurde, als einer der Wenigen so etwas wie Konstanz darstellte.

Er spielte, wie man sich seinen besten Freund wünscht. Nicht zu cool, aber immer da. Einer, der schon kurz nach Anpfiff wirkte, als pfeife er aus dem letzten Loch, dessen Zauber aber darin bestand, auch in der Nachspielzeit noch genauso dazwischen hauen zu können wie kurz nach Spielbeginn, wenn es darum geht, „mal ein Zeichen zu setzen“. Einer, der mit dem Körper eines Radfahrers gesegnet war und sich doch zu wehren wusste. Immer leicht vornübergebeugt, als könne er den nächsten Zweikampf kaum erwarten. Einer, der auch nach Rückschlägen noch Zufriedenheit ausstrahlte, als wolle er sagen: Wir haben es zumindest versucht. Was wollte man mehr?

Autor: Ilja Behnisch ist Freier Autor, Redakteur, Moderator, Podcaster – und hat sein Herz an die FohlenElf verloren.

Dieser Text ist ein Porträt aus dem aktuellen „FohlenEcho – Das Magazin“. Du willst regelmäßig das exklusive VfL-Mitgliedermagazin im Briefkasten haben? Dann mach dich Borussia!

ℹ Aktuelle Infos zum Event „Die Legenden des Parks“ gibt's hier!